Agrypnie – Erg
Agrypnie zählen ohne Frage zu den Meistern komplexer, anspruchsvoller und emotionaler Black-Metal-Musik. Das vor nunmehr 20 Jahren gegründete Projekt von Thorsten H., der im Studio an den Drums Unterstützung durch Theotoxin-Mitstreiter Flo erhält, erreichte 2021 sogar erstmals die deutschen Albumcharts und kletterte bis auf Platz 29, von verdientermaßen begeisternden Fan- und Kritikerstimmen gesäumt. Es würde mit dem Leibhaftigen zugehen, wenn nicht auch „Erg“ derlei Sphären erreichte.
Dafür könnte der eine oder andere prominente Gast sorgen, wie Phil von Secrets Of The Moon und Crone, der das eröffnende „Aus rauchlosem Feuer“ veredelt. Was sich zunächst langsam bis vorsichtig herantastet, explodiert urplötzlich mit roher Brachialgewalt und jener unterschwelligen Melodik, die auf wundersame, kaum merkliche Weise nach vorne drängt und nicht mehr loslässt. Eine kleine Zäsur zwischendrin unterstreicht die Klasse von Agrypnie. Sie halten die Emotionen des Publikums fest in den beiden Händen und wissen exakt, wie es in Richtung Katharsis geht – siehe und höre der mächtige Schlussakt samt von Schmerz und Pein geplagten Schreien.
Songs wie „Stunde des Wolfes“ explodieren hingegen aus dem Stand und führen direkt in media res – eine wütende, kompromisslose Frontalattacke, atemlos wie mitreißend und doch voller kleiner Momente beklemmender Anmut. Im Zweiteiler „Blut“ mischt P.G. von Groza mit und drückt dem schwerfälligen zweiten Abschnitt seinen Stempel auf. Agrypnie nähern sich doomigen Gefilden an, spielen mit einem Hauch von Sludge und nehmen doch keine Gefangenen. Das gilt ebenso für den Abgang „Unter Sand“, der gefühlt dauerhaft umherwogt, mit spirituellen Momenten auftrumpft und doch von abgrundtiefer Hässlichkeit befallen scheint, bis zum majestätisch-dissonanten Finale.
Wenig überraschend erhält man bei (und von) Agrypnie exakt das, was man sich erwartet und erhofft hat. Thorsten H. treibt den angenehm eigentümlichen Sound einmal mehr am Rande des Wahnsinns an. „Erg“ lebt ebenso vom gefühlt konstanten Wechselspiel, von unzähligen Nuancen und packenden Zäsuren, aber auch von frontaler Intensität, die durch ausgewählte Gäste noch besser zur Geltung kommt. Bei Agrypnie stimmt abermals alles. Das mag inzwischen keine Überraschung sein und reißt dennoch von den Sitzen – ein weiterer begeisternder Beleg für die Ausnahmestellung dieser Formation.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 13.09.2024
Erhältlich über: AOP Records (Edel)
Facebook: www.facebook.com/agrypnie.official
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