The Narrator – Lore
Was lange währt, langt nun beherzt zu: Im Frühjahr 2016 fanden sich fünf befreundete Musiker aus der Essener Hardcore- und Metal-Szene, um The Narrator zu gründen. In der Folgezeit spielte man zig Konzerte und Festivals, konsolidierte sich als Quartett und veröffentlichte diverse Singles. Alleine die Vorboten ihres nun erscheinenden ersten Albums wurden bereits mehrere Millionen Mal gestreamt. Entsprechend gut stehen die Zeichen für „Lore“, das die Vorschusslorbeeren locker zu bestätigen vermag.
Zu hören gibt es melodischen Hardcore und Metalcore mit modernem Einschlag, der gerne mal elektronische Gefilde mitnimmt – siehe und höre der kurze Opener „Breach“, der butterweichen Klargesang und Cyber-Ästhetik bemüht, bevor zum Ende hin ordentlich auf die Kacke gehauen wird. Nahtlos schließt „Purgatory“ an und bringt den vertrauten, zugleich unterhaltsamen Ansatz von The Narrator auf den Punkt. Das Quartett langt beherzt zu und findet doch am Höhepunkt zu einem eingängigen Refrain, hymnisch gesungen und zugleich futuristisch anmutend. Brutale Brees leiten einen Breakdown ein, der hingegen kaum brutaler ausfallen kann – eine positive Überraschung.
Obwohl die Essener ein Herz für archetypischen Metalcore haben, spielen sie liebend gerne mit der Formel. Das zeigt sich im Nackenbrecher „Die Down“, dessen forscher Uptempo-Aufgalopp martialische Dimensionen annimmt, nur um letztlich doch ein paar eingängige Momente einzubringen. „No Answer“ mit den Essener Kollegen Elwood Stray schlägt wild um sich, gibt sich giftig und gallig, deutet aber ebenso versöhnliche Töne an wie das atemlose „The Witch“. Hier mischen die Hamburger Half Me mit – der verstärkte Hardcore-Fokus bekommt allen Beteiligten richtig gut. Wenn es dann doch wieder klassischer sein darf, ist „Devastator“ die richtige Wahl – forsch und herzhaft, aber eben auch hochgradig melodisch, wenn es darauf ankommt.
Keine halbe Stunde dauert dieses Album und geht viel zu schnell vorüber. Das soll letztlich aber der einzige kleinere Makel bleiben, denn was The Narrator hier auf deine Beine gestellt haben, kann sich absolut hören lassen. Ihre Version von Metalcore und Melodic Hardcore trägt vertraute Züge in sich und bemüht doch einen angenehm eigenständigen Ansatz. Man merkt, dass nichts auf „Lore“ übers Knie gebrochen wurde, dass sich der Sound im Laufe der Jahre entwickeln durfte. Speziell Genre-Fans müssen bei diesem Erstling unbedingt zugreifen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 13.09.2024
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Website: www.thenarrator.de
Facebook: www.facebook.com/thenarratorhc
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