Spirit Mother – Trails
Vor über zwei Jahren gaben Spirit Mother mit ihrem Beitrag zur Jam-Serie „Live In The Mojave Desert“ ein kräftiges Versprechen für die Zukunft ab. Das inzwischen über weite Teile der USA verteilte Quartett mag dreckigen Blues, rockige Heavyness, protometallische Klänge und ein wenig Psychedelia, angetrieben von Armand Lances Charakterstimme. „Trails“ ist ihr zweites Album und zugleich die erste reguläre Platte für Heavy Psych Sounds.
Wie sich der Titelsong nach einem kurzen Intro zunächst vorsichtig, dann überaus bestimmt erhebt, sorgt für beste Unterhaltung. „Trails“ wagt sich nur langsam aus dem Dickicht vor, begleitet von fuzziger Psychedelia, bevor der Track so richtig einsetzt und mit psychedelischen Untertönen überrascht. Die bluesige und verschwitzte Darbietung birgt großen Unterhaltungswert in sich, stampft bewusst behäbig auf, während das Arrangement wächst und eskaliert. Während das mächtige Finale viel zu schnell abbricht, legt „Veins“ im Anschluss vergleichsweise breitbeinig los, lässt die Gitarre heulen und serviert protometallische Intensität, die sogar den einen oder anderen heiseren Schrei gekonnt und bewusst mitnimmt.
In dieser unvorhersehbaren wie bekömmlichen Gangart setzt sich das Geschehen fort. So kommt „Vessel“ erst einmal mit Drums und Gesang aus, donnert wuchtig und doch reduziert durchs Unterholz. Der fahrige, flotte und zugleich unbequeme Rocker im Anschluss passt nicht so recht ins Bild und funktioniert gerade deshalb so grandios. „Wolves“ zündet die nächste psychedelische Eskalationsstufe, lebt von dichten Gesangstexturen und zurückgenommener Instrumentierung, die erst spät abhebt – dann aber so richtig. Und auch „Emerald“ mit seinem angepunkten Drum-Intro und den immer wieder aufbrandenden metallischen Elementarteilchen macht Bock auf mehr.
Letztlich ist exakt das, dieses nahezu konstante Spiel mit dem vermeintlichen Widerspruch eine der großen Qualitäten von „Trails“. Bei Spirit Mother stimmt so ziemlich alles zusammen, von vorne bis hinten. Nie weiß man mit absoluter Sicherheit, was sich hinter der nächsten Tür verbirgt, doch sorgt gerade das für beste Unterhaltung. Eines der großen Kunststücke der US-Formation ist das Spiel mit Stimmungen. Das Gros des Materials ist leicht unheimlich unterwegs, ohne sich in okkulten Wirren zu verirren, rifflastig, ohne mit Gitarrenwänden zu erdrücken, und bluesig, ohne zu schwerfällig rüberzukommen. Mit anderen Worten: „Trails“ ist eine spannende Platte an der imaginären Grenze zwischen Hard Rock und der Metal-Ursuppe, mit einem starken Sänger und packenden Ideen. Mehr braucht es auch nicht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 13.09.2024
Erhältlich über: Heavy Psych Sounds Records (Cargo Records)
Website: www.spiritmotherofficial.com
Facebook: www.facebook.com/SpiritMotherBand
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