Homecoming – Those We Knew

| 16. April 2024 | 0 Comments
Homecoming

(c) Fab William Alexander

Ein Quartett aus der Stadt der Liebe setzt mit wütenden, komplexen Klängen zum großen Wurf an: Homecoming konnten mit ihrem ersten Album bereits von sich reden machen. Der Mix aus Post Metal, Sludge und fast schon rockigen bis proggigen Tönen faszinierte und überforderte zu gleichen Teilen. Das war jedoch nur der Anfang: Mit „Those We Knew“ bringen die Franzosen mehr und mehr 90s-Rock-Klänge ein, experimentieren mit Grunge-Ansätzen und vergessen dabei zu keiner Zeit auf den durchgeknallten Wahnsinn ihrer sympathisch-verkopften Präsentation, die sich intensiv mit Trauer, Unsicherheit und steter Hoffnung auseinandersetzt.

Dem Papier nach ein Widerspruch, auf Platte jedoch ein absoluter Gewinn: Dass dieser Mix blendend funktionieren kann, illustriert „Red Rose“ höchst eindrucksvoll. Von der ersten Sekunde an brodelt es, Hochspannung regiert und verbindet Zerrissenheit mit Virtuosität, während die Vocals zwischen tiefer Beiläufigkeit und heiseren Screams wechseln. Die reduzierte, melodische Zäsur unterstreicht die Grunge-Düsternis, die immer wieder gen Oberfläche drängt, bevor die hymnische zweite Hälfte erst einmal komplett am Rad dreht, dann nahezu doomige Schwere einbringt und schließlich das quengelige Riff mit Alternative und Sludge kreuzt. Das ist mindestens so schräg, wie es sich liest, aber eben auch verdammt gut.

In diesem Sprengen jeglicher Ketten liegt letztlich die große Kraft von Homecoming, wobei selbst ein ellenlanges Instrumentalstück wie „Interlude II“ unter die Haut geht. Das vermeintliche Zwischenspiel dauert neun Minuten, spielt mit Effektgeräten und Emotionen sowie beklemmenden Samples. Das anschließliche „Shores“ ist sogar noch um gut zwei Minuten länger und betont die klassische Prog-Facette der Franzosen, die dieses Mal prominenter zum Vorschein tritt. Ausladende Solo-Arbeit bereitet auf die lange, höllische Abfahrt im Schlussakt vor. Und dann ist da noch „Tell Me Something“, der monumentale Opener, der einfach alles in einen Topf wirft und komplett am Post-Rad dreht. Sogar für schwarzmetallische Sprints bleibt Platz.

Homecoming gelingt ein gewaltiger Sprung von vorne, wenngleich schnell klar wird: Hier ginge sogar noch mehr. Die verstärkten Rock- und Grunge-Einschübe bieten ordentlich Potenzial, das noch nicht komplett ausgereizt wird, in manchen Fällen einen Tacken zu sperrig rüberkommt. Klar, man beschwert sich auf hohem Niveau, doch könnte „Those We Knew“ noch mehr. Die Verbindung der Melodie mit dem brachial-metallischen Wahnsinn und der proggigen Präsentation weiß definitiv zu unterhalten. Drehen die Franzosen noch etwas an den Stellschrauben, kommt ein echtes Meisterwerk dabei heraus, doch auch jetzt zeigt sich bereits in verdammt starker, bestechender Form.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 19.04.2024
Erhältlich über: Copper Feast Records

Facebook: www.facebook.com/homecomingmusic

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Category: Magazin, Reviews

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