OK WAIT – Signal
Bereits auf ihrem kurzweiligen ersten Album „Well“ bemühten sich OK WAIT um die zunehmende Sprengung etwaiger Post-Rock-Grenzen, nahmen Prog, Metal, Noise wesentlich tiefer in den Mix auf. Das funktionierte wunderbar und wird nun ausgebaut. Während gängige Post-Konzepte vermehrt in den Hintergrund rücken, bricht die zum Trio geschrumpfte Band letzte Limitierungen auf und bemüht frische Ansätze – hinsichtlich Härte und Gemächlichkeit. „Signal“ spielt auf geschickte Weise mit verschiedenen Extremen.
Dass sich hier einiges verändert hat, zeigt(e) bereits der erste Vorbote „Horses“. Während Aufbau und Dramaturgie stellenweise noch Post-Erwartungen erfüllt, zeichnet sich in weiterer Folge ein deutlich differenzierteres Bild ab. Starke Distortion, noisig-metallischer Unterbau und doomige Finsternis langen beherzt zu. Diese Härte taucht tatsächlich immer wieder auf, beispielsweise im abgedrehten „Switch“, das mit Punk-Elementen experimentiert, dessen lärmender Chic unendliche Schleifen lostritt und schließlich ein falsches Finish samt monolithischem Abgang aufs Parkett zaubert.
„Escape“ deutet bereits als Opener an, dass hier vieles anders ist. Dem Fünfminüter wohnt unheimlich nervöse Energie inne, auf einem überdimensionalen Pulverfass reitend. Schlussendlich driften OK WAIT sogar kurz in Black-Metal-Gefilde ab – ein unerwartetes Ende, das man so eher von Phantom Winter erwarten würde, aber eben richtig gut gemacht. Mit dem überlangen „Sirens“ reizt das Trio die musikalischen Möglichkeiten aus, bemüht sogar einen nahezu traditionellen Post-Aufbau. Warme Texturen, kratzige Entladungen, dazu ein verschobener Höhepunkt – ein angenehmer Farbtupfer. Das finale „Deja Vu“ ist hingegen nur eine kurze Coda, die alle Fragen auf ominöse Art offenlässt.
Gekonnt brechen OK WAIT ihren Sound komplett auf und landen damit einen Volltreffer. Klassische Post-Rock-Ansätze rücken vermehrt in den Hintergrund und werden gerne angenommen, wenn sie sich ausnahmsweise in den Vordergrund wagen. Gerade die verstärkten Noise-Anteile bekommen „Signal“ sehr gut, drücken eine gewisse Gefahr und Unberechenbarkeit aus. Mehrere kleine und große Überraschung sowie weiterhin starkes, bloß etwas anders aufgezogenes Songwriting – der mutige und zugleich mehr als logische Schritt gen neue Ufer ist mehr als gelungen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 30.06.2023
Erhältlich über: Golden Antenna Records (Broken Silence)
Facebook: www.facebook.com/okwait.band
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