OK WAIT – Well
Der Name mag neu sein, die Musiker dahinter könnte man kennen: Hinter OK WAIT stecken Christoph Härtwig und Michel Jahn, Gitarristen der Vorgänger Sonic Back Holes, Ex-Rodha-Bassist Florian Zeh und der aktuell bei Barrels tätige Schlagzeuger Lutz Möllmann. Gemeinsam versteht man sich auf rein instrumentalen Post Rock, der diese Grenzen gerne mal ins Metallische, Noisige und Proggige sprengt. In Eigenregie und weitestgehend in den eigenen Heimstudios aufgenommen, entpuppt sich der Erstling „Well“ als frische bis erfrischende Wundertüte.
Fünf wuchtige, überlange Kapitel lassen brodelnde, aufwühlende narrative Faden zusammenlaufen. Mit seinen 14 Minuten eröffnet „Wait“ die Platte angenehm herausfordernd. Gemächlich baut sich der Track auf, die Gitarren singen über die lebhafte Rhythmusabteilung, rundherum verfinstert sich die Stimmung sukzessive. Immer wieder scheinen OK WAIT in kleine Abgründe zu driften, lassen sich vom Song treiben und holen eine Violine an Bord für zusätzliches Drama. Das nahezu himmlische Intermezzo nach neun Minuten fällt bewegend auf, kurz vor der vermeintlichen Katastrophe ist plötzlich Schluss – trotz allem irgendwie zu früh.
Dieser Eindruck erstreckt sich über die gesamte Platte, die trotz bewusst eingesetzter Überlänge doch viel zu schnell vorbei scheint. Im Intro von „Dust“ kommt eine Lapsteel durch, danach tastet sich das Quartett vorsichtig voran. Erste Wellen schwappen über das Arrangement, es wird immer intensiver und scharfkantiger. Der schroffe, furiose Ansatz mit ruppiger Wut kommt gut, der sägende Zusammenbruch geht direkt unter die Haut. „Time“ klingt im Vergleich brav bis niedlich, bevor sich in der zweite Hälfte ein weiterer drückender Mantel der Existenzschwere ausbreitet. Und irgendwann ist auch diese Zeit vorüber.
Knapp 50 Minuten feinste Post-Rock-Magie mit Hirn, Herz und Nachdruck, so stellen sich OK WAIT auf ihrem ersten Album vor. Die Erfahrung hört man ihnen an, ebenso der Spaß an der frischen Aufstellung, die trotz überwiegend distanzierter Studioarbeit nahtlos zueinanderfindet. „Well“ liefert instrumentale Kunst in fünf monumentalen Kapiteln, gelegentlich wie kleinere Suiten aufgestellt, stets auf der Suche nach der nächsten urgewaltigen Auflösung, die doch wieder feinsinnig bis fragil gelingt. Alleine schon hinsichtlich Storytelling liefern OK WAIT einen mehr als nur beachtlichen Einstand, der in keiner gut sortierten Genresammlung fehlen darf.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.04.2022
Erhältlich über: Golden Antenna Records (Broken Silence)
Website: okwait.de
Facebook: www.facebook.com/okwait.band
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