Periphery – Periphery V: Djent Is Not A Genre
Die ungekrönten Könige des Djent sind wieder zurück: Periphery nahmen sich für ihr neues Werk mehr Zeit denn je, unter anderem räumlicher Distanz und Home-Recording-Limits geschuldet. Tatsächlich begannen die Modern-Prog-Meister bereits im Herbst 2020 mit den Arbeiten an ihrer neuen Platte und entschieden sich dazu, letzte imaginäre Grenzen einzureißen, während man sich selbst neue kreative Herausforderungen stellte. „Periphery V: Djent Is Not A Genre“ ist mehr als nur ein fantastischer Titel und verbindet Vertrautes mit faustdicken Überraschungen.
Eine Überraschung heißt „Silhouette“, in der Mitte der Platte platziert. Periphery haben eine Synthie-Ballade geschrieben, warum auch immer. 80s-Wave-Chic trifft auf feinsinnige Elektronik, weicher Gesang und verkappte Dubstep-Ansätze dominieren, der abschließende Wechsel der Tonart hat Eurovision-Qualitäten. Auch das folgende „Dying Star“ gestaltet sich eingängig, einem stellenweise klassischen Prog-Song gleich. Wer nun den Weichspüler befürchtet, fängt am besten von vorne an, denn das eröffnende „Wildfire“ hat alles, was man vom US-Quintett erwartet. Frontale Wucht, Djent-Elan, komplexe Breaks und hypnotisierender Klargesang sorgen für einen Höllenritt mit Jazz-Mittelteil und Saxofon-Solo von Jørgen Munkeby – eine bizarre und zugleich unwahrscheinlich unterhaltsame Mischung.
Geradlinig ist hieran sowieso nichts, auch wenn „Everything Is Fine!“ in seinen fünf Minuten vergleichsweise kompromisslos nach vorne geht und die brutalsten Seiten des Frühwerks zitiert. Das luftige, klassisch-proggige Gitarrensolo in „Zagreus“, im Auge des wütenden Sturms, verwirrt und becirct im besten Sinne. Und dann sind da noch die beiden letzten Tracks, die zusammen gut 23 Minuten beanspruchen. „Dracul Gras“ serviert Periphery in Bestform. Wiederholte Häutungen und Ausraster tanken sich durch das Schaffen des Quintetts, nehmen bevorzugt die knüppelharte, komplexe Seite der Band mit, bevor ein ruhiges, fast schon versöhnliches Outro Idylle serviert. Davon hat auch das insgesamt klassischer veranlagte „Thanks Nobuo“ einiges zu bieten, entpuppt sich als überdimensionale Prog-Hymne, geht ins Ohr und lässt elektronische Elemente auf Raten einfließen.
Gekonnte Überforderung trifft beste Unterhaltung: Einmal mehr reizen Periphery die Möglichkeiten des Albumformats mit 70 durchgeknallten, wechselhaften Minuten aus, beschreiten neue Wege und widmen sich zugleich etablierten Wahnsinnstaten der neuen Prog-Schule. Der Albumtitel „Periphery V: Djent Is Not A Genre“ ist natürlich – wie so oft bei dieser Band – mit einem gewissen Augenzwinkern zu verstehen. Manchmal übertreiben es Periphery tatsächlich, wie in „Silhouette“ oder dem unnötig in die Länge gezogenen Finale, doch wiegen gleich mehrere derbe und zugleich filigrane Nackenschläge das locker auf. Etwas mächtig und doch stets unterhaltsam: Periphery bleiben eine Bank.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 10.03.2023
Erhältlich über: 3DOT Recordings (Bertus)
Website: periphery.net
Facebook: www.facebook.com/PeripheryBand
Slider-Pic (c) Ekaterina Gorbacheva
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