Hypno5e – Sheol

| 24. Februar 2023 | 0 Comments
Hypno5e

(c) Hypno5e

Der durchschlagende Erfolg von „A Distant (Dark) Source“ und der dazugehörigen Live-Interpretation war eine wunderbare, verdiente Sache für Hypno5e – eine Band, die im Laufe ihrer Karriere immer weiter wuchs, sich musikalisch mehr zutraute und dafür nun die verdienten Lorbeeren einfährt. Der Nachfolger denkt die Source-Platte weiter und kann sogar, so die Band, im gemeinsamen Dauerloop laufen. Und doch wagt „Sheol“ etwas mehr, beschreitet sogar neue Wege.

Eine komplett neue Rhythmusabteilung war natürlich mitverantwortlich für diesen Wandel, zudem wählten die Franzosen bewusst deutlich wärmere und hellere Texturen, die sich vermehrt in Prog-Gefilde – klassisch wie modern – vorwagen. Und das gelingt hervorragend: Der zweiteilige Titelsong eröffnet fulminant. Während der erste Abschnitt vorbereitend eingesetzt wird, wie eine Art Intro, gibt „Sheol, Pt. II – Lands Of Haze“ den mächtigen Wellenbrecher, der Alt und Neu zusammenführt. Das für Hypno5e vertraute Mini-Chaos mit post-metallischen bis tödlichen Untertönen weicht keineswegs, wird jedoch in ein frisches Umfeld gepackt. Imposanter Donnerhall, komplexe Neo-Prog-Fanfaren und Extreme-Sperrfeuer wechseln einander ab. Gerade der ellenlange, butterweiche Mittelteil, aus dem sich eine spirituelle Anti-Fanfare löst, bringt frischen Wind ins Geschehen, und zwar mit greifbarem Erfolg.

Am anderen Ende des Albums wartet ein weiterer Zweiteiler. Nach einem abermaligen eigenen Intro zeigt „Slow Streams Of Darkness, Pt. II – Solar Mist“, wie sich Hypno5e in den letzten Jahren entwickelt haben. Klassisch proggige, überraschend fragile Idylle bemüht komplette Reduktion mit dezenten 70s-Vibes, geht immer wieder in die neuere Schule über, und bleibt doch der Harmonie treu. Erst gegen Ende verfinstert sich der Himmel für beißende Wut. Das ellenlange, wechselhafte „The Dreamer And The Dream“ bringt die auf diesem Album prominent vertretenen Djent-Gitarren ins Rampenlicht, häutet sich mehrfach und gibt sich sogleich sanft. „Tauca, Pt. I – Another“, das Prequel eines Tracks von „A Distant (Dark) Source“, bleibt sogar die komplette Spieldauer hindurch sanftmütig, zugleich forsch.

Wer wagt, gewinnt in diesem Fall doppelt und dreifach. Hypno5e bemühen sich tatsächlich um mehr Zugänglichkeit, ohne dabei Kompromisse einzugehen. Ja, „Sheol“ nimmt etwas Härte raus, ohne dadurch auch nur im Ansatz vorsichtiger zu wirken. Die warmen, eingängigen Prog-Texturen bekommen dem Sound der Franzosen wunderbar, nur um im richtigen Moment den Dampfhammer auszupacken. Zugleich entwickelt sich das Songwriting weiter, gestaltet sich noch cleverer, noch filigraner. Für Hypno5e ist es das zweite Riesenwerk in Folge, mit dem sie sich an der Speerspitze der anspruchsvollen, komplex-avantgardistischen Metalszene festsetzen.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 24.02.2023
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Website: www.hypno5e.com
Facebook: www.facebook.com/hypno5e

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Category: Magazin, Reviews

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