Hypno5e – A Distant (Dark) Source

| 22. November 2019 | 0 Comments
Hypno5e

(c) Pelagic Records

Hypno5e sind immer wieder für Überraschungen gut. Erst vergangenes Jahr bracht das französische Powerhouse mit seinem Soundtrack-artigen Post Metal, um eine akustische Anomalie zu veröffentlichen, wohlweislich von der vertrauten, intensiven Stimmung geprägt. Nun kündigt das Quartett einen Dipytchon an, dessen Teile unabhängig voneinander erscheinen. Los geht es mit „A Distant (Dark) Source“, dem eigentlichen zweiten Teil. Alles unklar?

Dieser zweite, erste Teil nimmt auf eine Reise ins Innere mit und findet die Quelle der Finsternis in Bolivien an einem vor 15.000 Jahren verschwundenen altsteinzeitlichen See, wo Sänger und Gitarrist Emmanuel Jessua aufwuchs. Der Rausschmeißer des Albums trägt den Namen des erloschenen Wasserkörpers sogar im Namen. „Tauca – Part II (Nowhere)“ nimmt zunächst die akustische Fragilität von „Alba – Les Ombres Errantes“ auf und hangelt sich über Klavier sowie ätherischen Gesang in ein bissiges, wüst explodierendes Meisterwerk, das im Vollsprint sogar puren Black-Metal-Wahnsinn mit auf die Reise nimmt. Heisere Schreie begleiten schließlich gen Finalität.

Bevor es zu diesem abgefuckten Finale kommt, lauern drei Dreiteiler sowie ein zwölfminütiger Opener. Das klingt nach wilden Zahlenspielereien, letztlich spricht jedoch die Musik für sich. Herzstück ist der aufgesplittete Titelsong „A Distant Dark Source“ – die Klammern gingen wohl verloren – der vor allem im zweiten Abschnitt lässig an Gojira andockt und Prog-Death-Wut mit fiesen Störsignalen und gelegentlichen Hoffnungsschimmern paart. Der überlange Opener „On The Dry Lake“ will ebenfalls gesondert erwähnt werden. Djent-artige Gitarren treffen auf eine Art Sirene, Neo-Prog kollidiert mit galligem Gekeife und feinsinnige Momente lassen etwas Sonnenlicht eindringen. Verwirrung? Und wie.

70 wahnwitzige Minuten strapazieren das Aufnahmevermögen aufs Äußerste. Und genau damit erreichen Hypno5e endlich jenes nächste Level, das sich seit Jahren angedeutet hat. Von seinen wütenden, brachialen Momenten über proggigen Schönklang bis zum martialischen Groove fasst „A Distant (Dark) Source“ alles, was sich in den letzten eineinhalb post-metallischen Jahrzehnten getan hat, zusammen, streut ein wenig Soundtrack-Charme drüber und nimmt, weil weniger eben nicht immer mehr ist, die Neo-Prog-Schule mit. Und das ist erst ein Teil des großen Ganzen – jetzt sind die Franzosen drauf und dran, sich unsterblich zu machen.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 22.11.2019
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Website: www.hypno5e.com
Facebook: www.facebook.com/hypno5e

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Category: Magazin, Reviews

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