Magnatar – Crushed

| 30. Mai 2022 | 0 Comments
Magnatar

(c) Magnatar

Aus den gebirgigen Untiefen New Hampshires ragen neue Hoffnungsträger in die Höhe. Die Rede ist von Magnatar, einem absoluten Geheimtipp, bislang durch eine EP und eine Single aufgefallen. Der letzte Release hat an die vier Jahre auf dem Buckel – man nahm sich viel Zeit, um den psychedelisch veranlagten Post-Sludge / -Doom entsprechend reifen zu lassen. „Crushed“ ist das erste Album das US-Quartetts und ein waschechter Nackenschlag von ausgesuchter, verstörender Bosheit.

„Crown Of Thorns“ steht für die epische Seite Magnatars, übt sich an ellenlangen, ausdauernden Aufbauten in Post-Sludge-Gefilden mit vereinzelten klaren Melodien, die in Verbindung mit dem nicht minder ätherischen Gesang hoffnungsvolle, meditative Gefilde andeuten. Doch dann dreht die zweite Hälfte komplett am Rad mit Sludge-Störsignalen, psychedelischen Anleihen und jener seltsamen Elektronik, die sich schon bald wie ein roter Faden durch das gesamte Album ziehen wird. Erinnerungen an den experimentellen Kraut-Doom-Sound von Oranssi Pazuzu werden wach, gepaart mit erstauntlicher Eingängigkeit.

Zwischen den Seilen hängt auch „Loving You Was Killing Me“, dessen anfängliches Basssolo selbstverständlich auf eine falsche Fährte führt. Limitierte Instrumentierung und heisere Schreie kreieren im Handumdrehen eine beklemmende Atmosphäre, die im Quasi-Refrain sogar semi-balladeske Züge anmutet. Das passt nicht zusammen, klappt aber doch prima – und ist nur der erste Akt, auf den weitere Zäsuren, ruppige Eruptionen und meditative Melodik folgen. Im Vergleich dazu wirkt „Dragged Across The Surface Of The Sun“ fast schon konventionell von den wütenden Doublebass-Passagen über das klassische Sludge-Riffing bis zum doomigen Post-Wurmfortsatz.

„Crushed“ ist definitiv keine Platte, die sich so problemlos verdauen lässt. Fans von Sumac, BIG|BRAVE und YOB sollten sich in Acht nehmen, denn der abgefuckte Wahnsinn stellt definitiv vor gewaltige, zuweilen überlebensgroße Herausforderungen. Magnatar wiegen in melodischer, harmonischer Sicherheit, nur um im nächsten Moment noisiges Post-Chaos mit voller Urgewalt durchs Gebälk rattern zu lassen. Das erste Album des US-Quartetts ist sperrig, kaputt, verwirrend und doch so faszinierend – ein zerstörerischer, verletztlicher und verletztender Trip, dessen wirre Vielschichtigkeit nicht so schnell loslässt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.06.2022
Erhältlich über: Seeing Red Records

Facebook: www.facebook.com/magnatartheband

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Category: Magazin, Reviews

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