The Body & BIG|BRAVE – Leaving None But Small Birds

| 28. September 2021 | 0 Comments
The Body & BIG|BRAVE

(c) The Body & BIG|BRAVE

Wenn zwei Giganten schwerfälliger Musik, die laufend mit Grenzen des Erfahr- und Erwartbaren brechen, zusammentreffen … dann rechnet man wohl nur bedingt mit diesem Ergebnis. The Body, gern gesehene Partner für allerlei noisige Experimente, und die ätherisch wuchtigen BIG|BRAVE bemühen sich tatsächlich um Folk und Americana. Man stellte sich die Herausforderung Musik zu erarbeiten, die sich vom jeweiligen individuellen Sound wegbewegt. Und so bemüht sich „Leaving None But Small Birds“ um durchaus traditionelle Töne und Geschichten, allerdings mit etatmäßiger Heavyness.

Robin Watties gespenstischer und zugleich ausdrucksstarker Gesang ist einer der Eckpfeiler dieser Platte. Im eröffnenden „Blackest Crow“, das seine doomig angehauchten Folk-Weisheiten auf knapp acht Minuten ausbreitet, singt sie sich zuweilen in einen Rausch, während die Mitmusiker endlose Schleifen mit unterschwelliger Heavyness vortragen. An Noise und Drone darf man freilich nicht denken, doch lullt der Track auf andere Weise ein, zeigt sich zugleich von bestechender Schönheit und trumpft mit Wucht der anderen Art auf. Außerdem wahren The Body und BIG|BRAVE angenehm klassische Genre-Standards, vor allem lyrischer Weise.

Und doch scheint es im Hintergrund zu brodeln, wirkt jeder Song eine Spur intensiver und schroffer als der andere. In „Hard Times“ tauchen diese Bruchstellen vor allem in der zweiten Hälfte auf, wenn sich rohe Drone-Distortion immer wieder kurz durch das gespenstisch-psychedelische Geschehen arbeitet. „Polly Gosford“ ist hinsichtlich Instrumentierung überhaupt mehr Doom und Post als Folk, übersteuert bis zur Unkenntlichkeit und schickt schließlich in das grandiose Finale „Babes In The Woods“, dessen übersteuerte Schleifen monolithischen Doomfolk lobpreisen.

„Leaving None But Small Birds“ geht zwar über weite Teile als Folk-Platte durch, stürzt sich aber dennoch mehr und mehr in Muster, die man eigentlich von den beiden Bands kennt. Etwas Noise, Doom- und Drone-Schwere, Finsternis und Entfremdung begleiten The Body und BIG|BRAVE auf ihrer Reise durch die Dekonstruktion etablierter Konzepte. Konsequent kehren zunächst aufgegebene Erwartungen zurück und zerlegen neuerdings Vertrautes mit Gusto. Eine gespenstische, zermürbende Erfahrung später erhält die Folk-Tradition eine wunderbare Sanierung der betont unbequemen Weise.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 01.10.2021
Erhältlich über: Thrill Jockey Records (Indigo)

The Body: www.facebook.com/thebodyband
BIG|BRAVE: www.facebook.com/bigbravemusic

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Category: Magazin, Reviews

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