Black Lung – Dark Waves

| 27. Mai 2022 | 0 Comments
Black Lung

(c) Rock N Roll Socialite

Gute Pläne werden überbewertet. Das mussten Black Lung 2019 feststellen, als kurz nach dem Release ihres dritten Albums „Ancients“ Gitarrist und Gründungsmitglied Adam Bufano von Bord ging und im Spätherbst durch Dave Fullerton ersetzt wurde. Dass die erhoffte Tour zu besagter Platte nicht klappte, muss kaum extra erwähnt werden. Inmitten kompletter Unsicherheit begann das US-Quartett düstere Songs zu schreiben, begleitet von einer globalen Pandemie sowie prominenter werdendem Faschismus und einer Kultur der Feindseligkeit in der Heimat. Diese „Dark Waves“ zieren das neue Album.

Wie der Titelsong die einsetzende Verbitterung über Hass und Ignoranz in hibbelige und doch hypnotisierende Bahnen lenkt, unterhält. Das Stoner-Doom-Fundament bleibt erhalten, die Gitarre flirrt hingegen federnd über dem Arrangement … bis die unweigerliche Katastrophe einen mit bratender Heavyness gespickten Refrain lostritt. Mittendrin dreht der Track plötzlich in psychedelische Gefilde ab und arbeitet sich über warme Texturen zu einem kathartischen Finale mit metallischer Schlagseite vor. Ähnlich überraschend, verstörend und beklemmend gelingt nur „Death Grip“ mit einer weiblichen Zweitstimme, deren klagender Ton im ansonsten furztrockenen, sehnsüchtigen Arrangement durch Mark und Bein fährt.

Linear sollen andere, Black Lung lassen sich keinesfalls sagen, wie sie zu klingen und aufzutreten haben. Wer der im Rausschmeißer besungene „Mad King“ ist, bleibt dem Publikum überlassen. Doomige Texturen, Stoner-Riffing und ein bestenfalls locker zusammengehaltenes, suchendes Rhythmuskonzept lassen Schweißperlen auf die Stirn treten. „Awaken“ perfektioniert hingegen die Abkehr vom Blues Rock, der frühere Platten begleitete, und torpediert derartige Klänge mit psychedelischer Sehnsucht sowie martialischen Gitarrenwänden, deren Heavyness neue Dimensionen erreicht.

Zwar betritt „Dark Waves“ keinesfalls komplettes Neuland, rundet dafür jedoch die musikalische Entwicklung der letzten Alben gekonnt ab. Eine Hinwendung zu noch mehr Heavyness war durchaus abzusehen, kommt vielleicht eine Spur schneller, gelingt aber trotzdem – vielleicht gerade deswegen – auf exquisite Weise. Black Lung setzen frische Schwerpunkt und bleiben dabei so drückend, so intensiv und so lässig wie immer. Gelungenes Finetuning trifft vertraute Riffgewalt und noch pointiertere Düsternis, die sich nicht abschütteln lässt – eine unterhaltsame Entwicklung, einmal mehr.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 27.05.2022
Erhältlich über: Heavy Psych Sounds Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/blacklungbaltimore

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES