The Defaced – Charlatans

| 3. März 2022 | 0 Comments
The Defaced

(c) The Defaced

In den Nuller-Jahren veröffentlichten The Defaced drei Alben, die sich sukzessive von Thrash und Groove Metal zu Alternative Rock entwickelten. Ab 2008 lag die Band brach, Frontmann Jens Broman hatte sich nach dem Ausstieg bei Darkane 2010 sogar nahezu komplett von der Musik abgewendet. Ein paar Demos von Mattias Svensson holten den Sänger schließlich zurück an Bord. Zweitgitarrist Klas Ideberg war ebenso schnell wieder am Start, mit Bob Ruben rekutierte man einen neuen Schlagzeuger. Musikalisch knüpfen die Schweden auf „Charlatans“ an ihr bisheriges Schaffen an und bemühen sich zugleich um einen etwas progressiveren Touch.

„Bleeding Ore“ bringt den alten, neuen Ansatz auf den überlangen Punkt. Broman singt gewohnt kraftvoll, von einer gewissen Jenseitigkeit geprägt, während rundherum krachende Riffs die Groove-Schiene bedienen. Im Refrain kommt hingegen jene Alternative- und Neo-Prog-Sehnsucht durch, die sich bereits kurz vor der langen Bandpause andeutete. Die verspielte, hymnische Suche nach der richtigen Atmosphäre wird zur Kunstform, selbst für ein semi-akustisches Break mit anschließendem Gitarrensolo ist Platz. The Defaced spielen mit klassischen Metal-Elementen und finden doch immer wieder zu moderner Härte zurück.

Im Laufe der Platte zeigen sich immer mehr alte und neue Facetten. So zieht „Wreck“ ein Thrash-Riff in die groovende Länge und lässt wütende, spitze Schreie zu. Bratende Schwere treibt den Song vor sich hin und bleibt trotzdem willkommen gemächlich. Der Quasi-Titelsong „Charlatan“ nimmt ebenfalls beißenden Thrash-Groove mit und setzt immer wieder atmosphärische Schwerfälligkeit ein. In „Son Of The Sun“ kommt hingegen das Händchen für Modern-Prog durch, begleitet von düsterer Atmosphäre und der Suche nach Hoffnung. Abermals sorgt eine hymnische Auflösung samt Gitarrensolo für einen kräftigen Aha-Moment. Auch der Refrain ist nicht von schlechten Eltern.

Tatsächlich verzichten The Defaced auf revolutionäre neue Erkenntnisse, verfeinern dafür ihren Sound konzentriert und glätten Unstimmigkeiten vor ihrem Abgang ab. Die Harmonie zwischen Alternative-Ansätzen und Groove-Thrash-Wucht stimmt, die proggige Atmosphäre kommt gut und die düsteren bis hymnischen Untertöne lassen „Charlatans“ hell leuchten. Zudem gibt sich Jens Broman bestens aufgelegt, lässt sich von seiner langen Pause nichts anmerken. The Defaced melden sich stark zurück, hoffentlich auf Dauer.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.03.2022
Erhältlich über: ViciSolum Productions / Sound Pollution (Rough Trade)

Facebook: www.facebook.com/TheDefaced

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Category: Magazin, Reviews

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