Fortíð – World Serpent

| 11. Dezember 2020 | 0 Comments
Fortíð

(c) Laura Diamond

Jedes Ende, so die einleitenden Worte zu dieser Platte, ist zugleich ein Anfang. Und so versuchen Fortíð etwas Neues zu erschaffen und präsentieren auf ihrem ersten regulären Album seit gut fünf Jahren eigentlich zwei separate Hälften – musikalisch wie thematisch. Sie verfolgen unterschiedliche musikalische Visionen und wurden sogar mit verschiedenen Line-ups eingespielt, komplimentieren einander dennoch und wollen aktiv aus der Viking-Schublade ausbrechen. Genau das gelingt „World Serpent“ hervorragend.

Ein Song wie „The True Awakening“ markiert gleich zu Beginn ein neues kreatives Hoch mit epischen Tönen, frostigem Riffing, dezenten Bay-Area-Einschlägen (nur bei den Gitarren, man darf sich keinen Thrash-Banger erwarten) und ähnlich erhabenen Vocals, die in der zweiten Hälfte in beißende Black-Metal-Sprints umschlagen. Vergleiche mit Primordial und Enslaved drängen sich auf, zumal Einar Eldur Thorberg und Mitstreiter tatsächlich mit diesen großen Namen mithalten können. Das peitschende „Pandemic“ bringt beide Welten zusammen und liefert so etwas wie thrashige Aggression mit geifernder Schwärze im Hintergrund. Stete Gefährlichkeit in fünf sympathisch abgefuckten Minuten deutet leckere Schizophrenie an.

Mittlerweile haben sich die Isländer schon zu anderen Ufern begeben. Ihr „Insignificant Is The Wormking’s Throne“ ist ein weiterer epischer Abrissbirnen-Leckerbissen, der über weite Strecken am Anschlag operiert und doch zu keiner Zeit auf die Nerven fällt. Schroffe Direktheit und mächtige Melodiebögen bäumen sich auf. In „Beyond The Grips Of Doom“ findet dies eine kleine Fortsetzung. Über das schwerfällige Midtempo, das fast schon Pagan-Groove andeutet, funkeln die Herren besonders hell. Und doch bricht erneut das Chaos aus dem Dickicht, und gut so. Das ähnlich verworrene, epische „Controlled Patterned Mental Process“ mit proggigem Blackened-Death-Sound brennt sich als Labyrinth des Wahnsinns ebenfalls sofort ein.

Und dann wachsen sie nach all den Jahren tatsächlich ein weiteres Mal über sich hinaus: „World Serpent“ erfüllt die Erwartungen und mutet dennoch auf angenehme Weise anders an – epischer, rasender, verspielter, atmosphärischer, beinahe schon progressiv. Fortíð blicken nicht nur über den Tellerrand, sie zerschmettern diesen und tanzen auf den Trümmern. So schön kann erfrischende Komplexität klingen – ein Statement zum Jahresende.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 11.12.2020
Erhältlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/fortid

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Category: Magazin, Reviews

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