A Perfect Circle – Eat The Elephant

| 20. April 2018 | 0 Comments
A Perfect Circle

(c) Tim Cadiente

Nach all den langen Jahren darf ein neues Album von A Perfect Circle, zumindest im Studio mittlerweile überwiegend das Baby von Billy Howerdel und Maynard James Keenan, durchaus als Sensation bezeichnet werden. 14 Jahre nach der Cover-Platte „eMOTIVe“ will also tatsächlich neue Musik gehört werden. Deutlich politischer soll diese Platte geworden sein, hörte man im Vorfeld, zugleich auch viel ruhiger. Tatsächlich liegt ein Großteil der Magie von „Eat The Elephant“ in den atmosphärischen Leer- und Zwischenräumen begraben.

Bereits die drei Vorboten zeichneten das Bild eines ungewöhnlichen, durchaus ruhigen Albums. Entsprechend sollte der gemächliche Auftakt in Form des Titelsongs „Eat The Elephant“ eigentlich nicht überraschen. Howerdels Klavier, ein wenig Drum-Computer und Keenans feinsinnige Vocals klingen nach einer Band, die nach all diesen Jahren erst wieder erwachen muss – ein Eindruck, der sich auch durch das bärenstarke „Disillusioned“ zieht. Hier bleibt viel Luft für die Stille des Moments, für betonte Fragilität, für große Gesten im kleinen Rahmen.

Typische A Perfect Circle-Songs, zumindest wenn man nach den bisherigen Alben geht, bleiben Mangelware. Vielleicht knüpft „Delicious“ am ehesten an die Anfänge an, wirkt zugleich unerwartet optimistisch und mitreißend. Auch „So Long, And Thanks For All The Fish“ wirkt eingangs positiv. Hinter dem Douglas Adams-Zitat verbirgt sich eine Abhandlung über popkulturelle Legenden, die in den letzten Jahren verstarben, vielleicht im Zeichen einer drohenden atomaren Katastrophe, wie Keenan vermutet.

Schwarzmalerei und Bissigkeit gehen gerne Hand in Hand. Die Vorboten „TalkTalk“ und „The Doomed“ zählen zu den härtesten Songs dieses Albums, lassen aber ebenfalls Raum für beklemmende Momente drohender Stille. Ein „Hourglass“ eröffnet hingegen mit wüster Elektronik, jagt Keenans Gesangs durch synthetische Verfremdung und baut Dramatik über kantige Selbstzerfleischung auf. Stark auch das mystifizierende „By And Down The River“, das in anderer Version bereits vor fünf Jahren auf dem Best-of-Album „Three Sixty“ erschienen war, oder das besorgte „Feathers“.

Natürlich ist „Eat The Elephant“ ein verdammtes Brett geworden. Hier funktioniert so ziemlich jeder Song von der elektronisch versetzten, entfremdeten Halb-Ballade über das knackige Rock-Arrangement bis zur stillen Resignation. A Perfect Circle zeichnen ein düsteres Bild von einer möglichen Zukunft, wirken unwahrscheinlich beklemmend und sind zugleich von geradezu irrsinniger Schönheit geprägt. Nein, es ist nicht das A Perfect Circle-Album, das man sich vielleicht erwartet hat. Es ist dafür die richtige Platte zum richtigen Zeitpunkt.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 20.04.2018
Erhältlich über: BMG Rights Management (Warner Music)

Website: www.aperfectcircle.com
Facebook: www.facebook.com/aperfectcircle

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Category: Magazin, Reviews

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