The Osiris Club – The Wine-Dark Sea
Runter mit den Masken: Allzu viel Geheimniskrämerei haben The Osiris Club eigentlich nicht nötig, denn die Musik der Briten spricht eigentlich für sich. Auf ihrem Debüt „Blazing World“ suhlten sie sich bereits genüsslich in sämtlichen 70s-Wahnsinnstaten, reihten Prog Rock an Post Punk und okkult angehauchte Elemente mit metallischen Untertönen. An dieser Formel hat sich auf „The Wine-Dark Sea“ herzlich wenig geändert.
Freilich darf man sich keine revolutionären musikalischen Erkenntnisse erwarten, wohl aber herrlich ineinander fließende 46 Minuten mit so manchem Highlight. Mitverantwortlich dafür ist Kristoffer Rygg. Der Ulver-Frontmann stattet den Kuttenmännern einen kleinen Besuch ab und verleiht dem ohnehin bereits großartigen „Island Of Stone“ zusätzliche Würze. Nicht zum letzten Mal erinnern The Osiris Club ein wenig an Porcupine Tree, ohne sich anzubiedern oder gar abzukupfern. Der forsche, bissige Refrain mit unerwarteter Heavyness verhilft zur Punktlandung.
Ein anderer Gast begibt sich ins Auge des Sturms für den musikalischen Aufreger dieses Albums. Ex-Peach-Frontmann Simon Oakes leiht unter anderem dem überlangen Finale „A Winters Night On Sentinal Hill“ seine Stimme. Das mehrteilige Monstrum erinnert zwischenzeitlich an Beastmilk, zitiert kurzzeitig The Devil’s Blood und verneigt sich im Anschluss tief vor King Crimson. Da ist natürlich auch ein wenig Verschnitt dabei, zumal der Übergang nicht immer fließend funktioniert, unterhaltsam ist das aber allemal. Mit dem straighten, forschen Rocker „The Signal“, dem verspielten Opener „Wormwood Grange“ und dem unverschämt eingängigen, entfernt an Ghost erinnernden „Ringing The Changes“ hat das Quintett noch ein paar weitere Mini-Hits im Köcher.
Freilich, ein wenig streitbar ist dieses „The Wine-Dark Sea“ schon geworden, nicht nur aufgrund seines ellenlangen Finales. Braucht es wirklich einen weiteren Retro-Prog-Act, der nun, fast parallel mit Ghost, seine Masken endgültig ablegt? Über diese Gemeinsamkeiten darf man geteilter Meinung sein; musikalisch enteilen The Osiris Club den deutlich bekannteren Kollegen nämlich um Längen. Zwischen Proto-Granaten, Prog-Hommagen und mutigen Experimenten spielen sich die Briten endgültig frei – vom Image, von ähnlich gelagerten Bands, von ewigen Vergleichen. Macht Spaß, da zuzuhören.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 23.02.2018
Erhältlich über: Indie Recordings (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/Osirisclub
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