Seer – Vol. III & IV: Cult Of The Void
Anfang 2016 explodierten Seer mit „Vol. 1 & 2“ förmlich. Das Debütalbum der Kanadier erwies sich als komplexer Hybrid zwischen Doom und Sludge, angenehm unsauber und vielleicht gerade deswegen so charmant. Die nächsten beiden Kapitel in der noch jungen Karriere des Quintetts aus British Columbia folgen sogleich und erhalten erstmals sogar einen Titel. Auf „Vol. III & IV: Cult Of The Void“ bemühen Seer vertraute Klänge und machen doch einiges anders.
Bevor es allerdings zu besagten neuen Ufern geht, tanken sich Seer durch eine etwas direktere Version ihres ersten Albums. Klingt ominös, macht aber Laune: Der neuneinhalb Minuten lange Opener „Ancient Sands (Rot Preacher)“ geht sogleich in die Vollen. Zu packendem Gesang mit ausladenden Gesten setzt es dicke Riffs und metallisch angehauchtes Slowfood. Klingt ein wenig wie Grand Magus, mutet aber noch eine Spur epischer an. Das kurz vor Schluss angehängte Hackbrett macht Laune.
Überhaupt langen die ersten vier Songs ordentlich zu: „Acid Sweat“ bemüht sich um die finstere, schwarzmetallisch angehauchte Seite von Sludge Metal, der überlange Gigant „They Used Dark Forces“ growlt sich durch wüste Doom-Landschaften und „Burnt Offerings“ geht als kleiner Bruder des Openers durch. Und danach? Ein instrumentaler Dreiteiler experiment mit Acoustic-Klängen, die ziemlich deplaziert wirken, bevor „संसार“ (Hindi für „Welt“) mit Americana- und Gothic-Klängen experimentiert. Die selbstzerstörerische Halb-Ballade fällt gewöhnungsbedürftig aus und bricht endgültig mit dem bisherigen Seer-Sound.
Schwarzmetallische Akzente und direktere Explosivität auf der einen Seite, Acoustic und Americana auf der anderen: „Vol. III & IV: Cult Of The Void“ überrascht am laufenden Band. Zugegeben, die folkloristischen Instrumentals hätten nicht sein müssen, rundherum lässt sich diese zweite Seer-Platte aber herrlich schön hören. Gerade die monumentalen Epen strotzen nur so vor Spielfreude und selbst „संसार“ entfaltet ungeahnten Reiz. Unerwartet und um die Ecke gedacht, letztlich aber stark und faszinierend – die Kanadier geben sich souverän.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.07.2017
Erhältlich über: Art Of Propaganda (Edel)
Facebook: www.facebook.com/seervancouver
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