Anomalie – Refugium

| 19. November 2015 | 0 Comments
Anomalie

(c) Art Of Propaganda

Nebst Mitgliedschaft bei Selbstentleibung und Live-Auftritten mit Harakiri For The Sky hat der äußerst umtriebige Marrok auch ein Soloprojekt am Start. Mit Anomalie erforscht er emotionale Abgründe, die weit über den gängigen (Post-)Black-Metal-Duktus hinausgehen. Für sein neues Studioalbum „Refugium“ konnte der Niederösterreicher, abermals nur von Session-Musikern unterstützt, Markus Stock hinters Mischpult locken, der unter anderem für seine Arbeit mit den Brüdern im Geiste Alcest bekannt ist.

Der bewegende Einstieg mit Akustik-Gitarre, Percussion und dezent im Hintergrund weinender Distortion erweist sich als stilprägend, nicht nur für den Opener „In Fear Of Tomorrow“. Auch Marroks Vocals, irgendwo zwischen Gesang, Schreien und Growls angesiedelt, wirken abwechselnd brüchig und fordernd, während rund um ihn Midtempo-Gebäude einstürzen. Im Auge des Sturms tut sich klarer Gänsehaut-Gesang auf – nicht die letzte Erinnerung an Alcest auf dieser Platte.

Anomalies Sound alleine auf die Franzosen zu reduzieren, wäre aber falsch – es ist bloß eine von mehreren vertrauten Referenzen in einem an sich eigenständigen Klangkosmos. Der pointierte Post-Black-Metal-Sound wirft große Momente am laufenden Band ab. Da wären beispielsweise die Strophen von „Between Reality And The World Beyond“, die für wenige Momente gar gen Göteborg schielen und das Füllhorn in die Höhe werfen. „Freiflug 48° 23′ N, 16° 19′ O“ bringt die Post-Rock-Einflüsse mit seinen ruhigen, nackten Zwischenspielen am deutlichsten zum Ausdruck, während „Spiritual Distortion“ im Sprint sogar waschechte Mitwipp-Qualitäten entfacht, klassisches Gitarrensolo inklusive.

Zwar ist nicht jeder Moment über alle Zweifel erhaben – siehe und höre das überlang ausgefallene Finale -, doch solch kleine Schönheitsfehler passend auf gewisse Weise auch ins Bild. Marrok ist menschlich und unterstreicht auch auf diese Weise den sehr humanen Touch dieses Projekts. „Refugium“ ist eine bewegende, aufwühlende Schönheit mit schwarzmetallischem Grundtenor und depressiver Emotionalität, immer wieder spannend und überraschend facettenreich. Sicherlich eine der stärkeren heimischen Produktionen in diesem Jahr.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 20.11.2015
Erhätlich über: Art Of Propaganda

Facebook: www.facebook.com/The.Anomalie.Experience

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Category: Local Bands, Magazin, Reviews

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