Living Sacrifice – Ghost Thief
Hierzulande nach wie vor nur wenigen ein Begriff, zählen Living Sacrifice seit Veröffentlichung ihres eponymen Debütalbums aus dem Jahr 1991 zu den einflussreichsten Christian Metal-Bands der USA. Aktuelle und ehemalige Mitglieder sollten im weiteren Verlauf ihrer Karriere in Bands wie P.O.D., Norma Jean, Demon Hunter und Evanescence spielen. Seit der Reunion 2008 rollt das Quartett wieder und veröffentlichte in Form von „The Infinite Order“ ein Album, das den schwer kategorisierbaren Sound der Band – irgendwo zwischen Death Metal, Metalcore und Groove – noch weiter verfeinern sollte. Mit „Ghost Thief“ knüpft der Vierer aus Little Rock, Arkansas nahtlos daran an.
Auf Experimente wird verzichtet, stattdessen schließen Living Sacrifice mit einem Song wie „Ghost Thief“, der den Sound der US-Amerikaner auf den Punkt bringt – melodischer, moderner Death Metal mit Groove-Dynamik trifft auf beißende Härte und Gummitwist – an „The Infinite Order“ an. Wie so viele Songs steht und fällt auch dieser Track mit den tiefen, brutalen Growls von Brian Fitzhugh, der stets bissig und aggressiv wirkt, wie von Tollwut befallen. Direkt im Anschluss wird es mit „The Reaping“ etwas moderater, ja sogar thrashiger – ein dezenter Querverweis auf die Anfangszeit des Quartetts. Mit ein paar schweren Riffs hier und da wächst auch dieser Track binnen Sekunden zu einem waschechten Nackenbrecher.
Dennoch sind Living Sacrifice am stärksten auf Albumlänge, denn selbst vermeintlich mittelmäßige Songs wie „American Made“ und „Your War“, die für sich stehend etwas unspektakulär wirken, gehen im Full-Length-Kontext auf. Zwei potentielle Hits haben es dann doch auf „Ghost Thief“ geschafft. „Straw Man“ beginnt relativ unscheinbar mit wütender Groove-Stampfseite, entwickelt sich gen Refrain jedoch zur Melodie-Bombe mit einigen hymnischen Zeilen Klargesang, die unter die Haut gehen. Davon hat auch der wuchtige Opener „Screwtape“ einiges, wobei der abermals klare Chorus von Demon Hunter-Kollege Ryan Clark eingesungen wurde. Mit Dave Peters von Throwdown findet sich im abschließenden Groover „Despair“ noch ein zweiter Gast auf diesem Album.
Star dieser Platte – der mittlerweile achten für die Veteranen – ist jedoch die Band, die sich frisch gehalten hat, obwohl die Mitglieder durch die Bank eine gefühlte halbe Ewigkeit dabei sind. „Ghost Thief“ fehlt einzig der Überraschungseffekt von „The Infinite Order“. Man weiß mittlerweile, dass es Living Sacrifice noch können, dass sie auch nach ihrer Auszeit nichts an Strahlkraft verloren haben. Zwei echte Hits gibt es, am besten funktioniert das achte Studioalbum – wie eigentlich sämtliche Platten zuvor auch – als Gesamtwerk, das sich bei jeder weiteren Rotation tiefer und tiefer in den Schädel einbrennt, um die frohe Botschaft zu verkünden. Darauf ein Amen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 11.11.2013
Erhätlich über: Solid State Records (US-Import)
Facebook: www.facebook.com/livingsacrifice
Letzte Kommentare