In Vain – Ænigma
Während sich die Metal-Welt vor Borknagar und Enslaved verneigt, drängen In Vain weiterhin fieberhaft an die Oberfläche, um nicht übersehen zu werden. Die Norweger fühlen sich in extremen Metal-Klängen jeglicher Gangart zuhause und vermischen Black, Death und einen Hauch von Thrash mit progressiver Energie. Ging „Mantra“ vor drei Jahren bereits mehr als nur in die richtige Richtung, müsste in einer gerechten Welt nun der große Durchbruch folgen: „Ænigma“ ist das, was man gemeinhin als ‚Meisterwerk‘ bezeichnet.
Wo dieses Sextett ist, ist vorne. Fünf der Mitglieder singen, drei davon sind für spezielle Arten – Gesang, Klargesang und „Hardcore Vocals“ – zuständig, dazu kommen die obligatorischen Backings. Entsprechend breit aufgestellt ist der Sound der Norweger, die überdies neben Produzent Jens Bogren (Opeth, Borknagar, Soilwork) Lazare und Cornelius von Solefald als Gäste begrüßen dürfen. Der Opener „Against The Grain“ bereitet einigermaßen auf die Höllenfahrt vor, beginnt schroff und sperrig, macht aus einem vermeintlichen Melodic Black Metal-Song einen Prog-Extreme-Leckerbissen, gespickt mit wechselnden Tempi und Stimmungen, gewissermaßen hektisch und doch leidenschaftlich. Sämtliche Stimmfarben kommen zum Einsatz, selbst ein melodischer Refrain findet Platz.
Es folgt ein Album mit kaum wahrnehmbaren Schwachstellen und erstaunlicher Dynamik, auf ca. 58 Minuten Spielzeit gebannt. „Culmination Of The Enigma“ experimentiert mit 70s-Prog, unwirtlichem Gekeife, semi-orchestralen Klängen und einem akustischen, bedrohlichen Breakdown. Sogar ein in bester Ihsahn-Tradition stehendes Saxophon findet Platz, wenn das in allen Belangen großartige Finale „Floating On The Murmuring Tide“ angestimmt wird. Was hier neun Minuten lang fabriziert wird, spottet jeder Beschreibung, übertrifft locker das aktuelle Borknagar-Album und löst klassisches Kopfkino aus. Selbst vermeintlich kitschige Momente wie der Breitwand-Refrain in „Hymne Til Havet“ gehen problemlos auf, weil In Vain ihr Handwerk verstehen und rechtzeitig abdrehen, bevor es zu dünnflüssig wird.
Einzig das eine oder andere Breakdown bzw. instrumentale Zwischenspiel stört ein wenig, bricht – unter anderem in „Times Of Yore“ – den Fluss des Albums, wirkt zumindest ungeschickt platziert. Ins Gewicht fällt das jedoch kaum, dafür ist „Ænigma“ in seiner Gesamtheit zu stark. In Vain knüpfen nahtlos an die Vorgänger an und entwickeln ihren Progressive Extreme Metal-Sound noch eine Spur weiter, wirken, insgesamt gesehen, mächtiger, monumentaler, eindrucksvoller. Im Prinzip können die Norweger locker mit den erwähnten etablierten Mitstreitern mithalten und haben sich einen Platz auf den Jahresbestenlisten redlich verdient.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 15.03.2013
Erhätlich über: Indie Recordings (Edel Music Distribution)
Letzte Kommentare