Wretched – Decay

| 14. Oktober 2025 | 0 Comments
Wretched

(c) Marshall Wieczorek

Es hatte sich angekündigt und kommt dennoch überraschend: Wretched melden sich mit einem Album zurück, ihrem ersten seit elf Jahren. Und das mit einer neuen, alten Stimme: Adam Cody nahm 2023 nach zwölf Jahren den Hut und wurde durch Billy Powers ersetzt, der bereits auf den ersten beiden Platten zu hören war. Wenig überraschend knüpft „Decay“ konzeptuell an „Beyond The Gate“, das letzte gemeinsame Album, an. Existenzielle Themen, persönlicher Verlust und von D&D inspirierte Mythologie treffen auf gewohnt anspruchsvollen Death Metal.

Im eröffnenden Titelsong „Decay“ kollidieren Welten miteinander. Powers kotzt sich mit wachsender Begeisterung aus, wechselt spielend zwischen Growls, Screams und Keifen, während sich das Arrangement durch emotionale Untiefen schleppt und sich wiederholt häutet. Kleine, präzise Wendungen, urplötzliche Zwischensprints und erstaunlicher technischer Anspruch finden zusammen. Das Prog-Gen wird zunehmend dominant, melodische Melancholie macht sich breit und zerlegt den Track wiederholt. Einzig „Behind The Glass“, das 16minütige Herzstück, stört etwas. Nahezu klassischer Progressive Metal, instrumentale Kunst und bestenfalls unterschwellige Heavyness sorgen für eine interessante Facette, allerdings wäre das auch in einem Bruchteil der Zeit gegangen.

Es soll bei diesem einen und einzigen Ausreißer bleiben, denn rundherum schneidern Wretched feine Death-Metal-Kunst. Wie in „The Golden Tide“, oberflächlich ein wüster, brutaler Stomper, der jedoch mehr und mehr die Schleusen zur Unterwelt öffnet und das Sägewerk bemüht. Oder „The Crimson Sky“, das Powers in absoluter Bestform zeigt, bevor erstaunlich melodische Einschübe komplett neue Ufer ansteuern, Trauermarsch mit Urgewalt verbinden. Stark ist auch „The Golden Skyway“, vergleichsweise kurz und heavy, ultramelodisch und packend. Flüsternd und heiser rollt hingegen „Clairvoyance“ an. Das Tempo ist doomig, die Prog-Fanfaren gehen dafür steil.

Selbst für Prog- und Tech-Death-Verhältnisse ist das hier verdammt schwere Kost. Ja, das instrumentale Epos strengt an, engmaschige konzeptuelle Verbindung hin oder her. Und auch ringsum machen es Wretched weder sich noch allen anderen auch nur annähernd einfach. Gerade darin liegt jedoch der Reiz von „Decay“, das unheimliche Kreativität offenbart, das vermeintliche Grenzen in Rekordzeit sprengt und komplexe Arrangierung nahezu bekömmlich gestaltet. Alleine hinsichtlich Musikalität macht die Band einen gewaltigen Schritt nach vorne, büßt rein gar nicht an ihrer erschütternden Härte ein und fasziniert auf möglichst ruppige Art. Das ist tödliche Kunst für Fortgeschrittene.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 17.10.2025
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/wretchednc

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Category: Magazin, Reviews

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