Ian – Come On Everybody, Let’s Do Nothing!

(c) Tom Bradley
Wer sagt eigentlich, dass Doom und Sludge stets bierernst sein müssen? Ian aus East London haben nicht nur einen unsuchbaren Bandnamen, sondern bringen zudem viel Humor und Wärme in ihren Sound ein, der mit Post Rock und Post Metal sowie epischen Extremen spielt. Obwohl man als Band noch nicht lange gemeinsame Sache mit, wird diese Zusammenkunft als Höhepunkt einer 25 Jahre andauernden Freundschaft bezeichnet. Das Augenzwinkern im Angesicht erdrückender Schwere steckt bereits im Albumtitel: „Come On Everybody, Let’s Do Nothing!“.
Ellenlanges Rauschen, dann brütende Schwere und verzweifelte Screams: Doomiger Sludge läutet „Fennel“ ein, das – natürlich – von der Murder-Mystery-Reihe „Inspector Barnaby“ inspiriert wurde. Kathartische Schreie lösen sich aus dem Dickicht, umspielt von zarter Melancholie. Hannah Aspreys Cello zählt zu den wichtigsten Elementen des Bandsounds, verleiht diesem eine gewisse Traurigkeit und entfremdet mit fokussierter Zuwendung zu treibender, schwermütiger Epik. Die fast post-metallische Entschleunigung mündet schließlich in einem singenden Crescendo, das sämtliche Instrumente in einen geradezu entmutigten und doch so stilvollen Chor einstimmen lässt.
Auch „Manuel“ zieht erst einmal wütende Wände auf, überspitzt die heiseren Vocals komplett und fällt letztlich doch wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Beklemmende Melodik und Drum-Minimalismus bauen langsam, aber sicher zum schwerfälligen Finale auf. Anders schwerfällig ist „Not Erotic / Cop Film (End Credits)“, der fast 14 Minuten lange Abgang, der Ian in eine andere Richtung zerrt und den Post-Rock-Fokus mit metallischer Schlagseite betont. Wieder und wieder wird zu einem gewaltigen Gefühlsausbruch aufgebaut, regelmäßig fällt das Ding in sich zusammen und schleppt sich durch die Szenerie, auf rhythmischer Ebene nahezu jazzig angelegt. Die vollkommene noisige Übersteuerung im Schlussakt passt ins todtraurige Bild.
Von Humor, Wärme und positiven Gedanken ist hier tatsächlich herzlich wenig zu hören, wenngleich zumindest das Cello für angenehm frischen Wind sorgt. Ian mögen die schwerfällige Seite von Post Metal, mit Doom- und Sludge-Fokus, haben aber ebenso ein hörbares Herz für dynamische, treibende Epik. Omnipräsente Melancholie schafft einen hochspannenden Gegenpol zu den massiven Wänden, präzise Zäsuren torpedieren die Denkmurmel mit ausgesuchter Präzision. Vor allem aber hört man „Come On Everybody, Let’s Do Nothing!“ an, dass hier viel Erfahrung mitspielt, durch die langjährige Freundschaft angetrieben. So wundervoll klingt komplette, kompromisslose Zerstörung mit Herz und Hirn nur selten.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 17.10.2025
Erhältlich über: Human Worth
Bandcamp: helloianband.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/iantheband


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