Orthodox – A Door Left Open

(c) Ryan Johnson
Bekömmliches Chaos für eine neue Metalcore-Generation mit alten Werten, so oder so ähnlich gehen Orthodox seit 2011 die Sache an. Chaotische und aggressive Wut erinnert an die Anfänge des Genres, während nicht von der Hand zu weisende Nu-Einflüsse einem moderneren Revival die Hand reichen. Das brachte sie vor einigen Jahren zu Century Media, wo nun ein zweites und ihr insgesamt fünftes Album erscheint. Und das hat es in sich: „A Door Left Open“ geht es deutlich härter, ungeschliffener und Breakdown-lastiger an.
Nu Metal-Ideen bekommen hier eine Pause, ob musikalisch oder gesanglich. Bereits das eröffnende „Can You Save Me?“ macht klar, das hier ein deutlich chaotischerer, abgefuckter Wind weht. Zerfressene Dissonanzen bereiten den Weg für etwas Groove, dann sprintet die US-Band mit wachsender Begeisterung und obligatorischen Grüßen an Zao und Konsorten los. Mehrmals ändern sich Tempo und Stimmung, während Adam Easterling heiserer und aggressiver denn je agiert. Das folgende „Body Chalk“ ist ein kurzer, aber heftiger Hardcore-Mindfuck, bevor „Dread Weight“ das eröffnende Trio mit wiederholt einsetzender bleierner Schwere versieht – unfassbar massiv und im besten Sinne zähe.
Es gibt aber noch mehr Überraschungen, gerade hinsichtlich Gästeliste. Während „One Less Body“ vergleichsweise vorhersehbar kaputt beginnt, übernimmt Brann Dailor von Mastodon hinten raus den Gesang und unterstreicht den unwirklichen Charakter dieser Platte. Im XXL-Breakdown „Commit To Consequence“ spricht Andrew Neufeld (Comeback Kid) bedrohliche Worte. Und auch Matt McDougal von der befreundeten Band Boundaries ist am Start und verteilt in „Blend In With The Weak“ gekonnte Arschtritte. Sogar Deathcore-Brees dürfen hier durchschimmern. „Searching For A Pulse“ ist hier nicht notwendig, denn diese Platte ist hochlebendig und atmet schwer, zwischenzeitliches Nu-Drumming hin oder her.
Dieses kleine und doch so wichtige Facelifting steht Orthodox richtig gut zu Gesicht. Behutsam und doch fokussiert werden die Vorzeichen auf „A Door Left Open“ verschoben. Klar, eine echte Nu-Metal-Band im klassischen Sinn waren sie noch nie, doch rücken entsprechende Ansätze nun noch weiter und noch bestimmter in den Hintergrund, nur um komplettes, abgedrehtes Chaos, Breakdowns und pointierte Eskalation regieren zu lassen. Ob man das nun Ur-Metalcore, chaotisch-metallischen Hardcore oder sogar Post-Math nennen möchte – absolut egal, denn hier stimmt das wahnwitzige Gesamtpaket von der ersten bis zur letzten Minute.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.06.2025
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Website: orthodoxtn.com
Facebook: www.facebook.com/orthodoxtn
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