Gruesome – Silent Echoes

| 4. Juni 2025 | 0 Comments
Gruesome

(c) Ervin Novak

Mit der „Death To All“-Tour zollt ein Line-up wechselnder Musiker seit vielen Jahren dem viel zu früh verstorbenen Chuck Schuldiner und seiner Band Death Tribut. Gruesome entstanden vor diesem Hintergrund, orientieren sich am Schaffen der Legenden, jedoch mit neuem Material. Ihre beiden bisherigen Alben ließen sich vom Sound und der Stimmung früher Death-Platten hörbar beeinflussen, jedoch durch den ‚Filter‘ frischen Materials betrachtet. Der viel zu frühe Tod von Freund, Mentor und Death-Drummer Sean Reinert ließ die Arbeiten am dritten Album stocken, erst mit etwas Distanz und Trauerarbeit ging es zurück ins Studio. „Silent Echoes“ läutet eine neue Ära ein.

Dieses Mal nahm man sich „Human“ vor, den mutigen Death-Schritt in Richtung proggige bis jazzige Gefilde, und versucht diesen auf den Gruesome-Sound zu übertragen – weiterhin roh, kaputt und brachial, aber ein wenig vertrackter und offener als zuletzt. Songs wie „A Darkened Window“ bemühen diese Öffnung auf Raten, mit mehr Melodie und anspruchsvollerer Strukturierung, ohne jedoch auf die etatmäßige Brutalität zu vergessen. Matt Harveys Vocals sind so unnachgiebig wie immer, das wiederholt verschleppte Tempo mit angedeuteten vertrackten Parts lässt aufhorchen. Auch die ausgedehnten, hochgradig musikalischen Soli machen Laune. Die Inspiration ist deutlicher denn je, ohne dabei abgeschmackt zu wirken.

Entsprechende Qualitäten ziehen sich durch das gesamte Album, wie in „Voice Within The Void“. Ein überlanges Intro sorgt von Anfang an für beklemmende Stimmung, dahinter experimentieren Gruesome mit Midtempo-Schwerfälligkeit, mit jazzigen Prog-Spielereien, mit nachdenklichen Exkursen. Dieses Instrumental unterstreicht die Klasse der vier Musiker ebenso wie das markige „Reason Denied“, das ungefilterte Wut neben präzise Arrangierung stellt. Hingegen langt „Shards“ wieder und wieder zu, so beherzt und ungezähmt wie möglich, und macht mit derlei Wucht richtig viel Laune.

Das Ergebnis mag nicht revolutionär sein, macht dafür von vorne bis hinten Laune. Gruesome nehmen ihre Mission sehr ernst und inszenieren den revolutionären Wandel im Schaffen von Death geschickt, präzise und doch angenehm frisch. Klar, die Produktion konzentriert sich auf das Wesentliche und schätzt das Understatement, dafür zeigt „Silent Echoes“ hinsichtlich Musikalität einen starken Sprung. In gewohnt rohe, erdrückende Urgewalt eingewickelt, gehen Gruesome den sprichwörtlichen nächsten Schritt mit zermürbendem Selbstbewusstsein. Die Vorfreude auf die nächste kleine Metamorphose wächst.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 06.06.2025
Erhältlich über: Relapse Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/gruesomedeathmetal

Teile diesen Artikel

Tags: , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES