Thurifer – River Red

(c) Teppo Ristola
Finnland ist eine fantastische Brutstätte für vielfältige Metalklänge. Thurifer verleihen dem hohen Norden tatsächlich noch eine frische Würze. Ihr Alternative Metal lehnt sich am Groove von Gojira und dem proggigen Sludge von Mastodon an, kann gleichzeitig bezaubernd schön und unnachgiebig brutal ausfallen. Die Band um Sänger und Gitarrist Jukka Salovaara (u. a. Dawn Of Solace) arbeitet sich mit ihrer zweiten EP „River Red“ weiter in Richtung sympathischer Wahnsinn vor.
Die fünf neuen Songs schaffen es tatsächlich, den expansiven Sound der Nordlichter in all seiner Größe zu umreißen. Da wäre beispielsweise „Distorted Dream“, das in media res startet und mit wütenden, galligen Screams die Verzweiflung durch das groovende Midtempo treibt, während verwaschene Melodien nach einer Antithese suchen, die ausbleibt. Und doch sorgt der Klargesang für erhabene Momente, spielt gekonnt mit Prog-Emotionen und schwingt sich binnen Sekunden zu höchsten Höhen auf. In weiterer Folge entsteht ein immersiver Malstrom, der ein mächtiges Groove-Finale einläutet und schließlich mit wachsender Begeisterung auf Befindlichkeiten eindrischt. Warum auch nicht.
In weiterer Folge zeigen Thurifer immer wieder neue, etwas andere Facetten. Da wäre beispielsweise das erst in sich ruhende, geradezu filigrane und schließlich explosive „Seven“, dessen pure Wucht sämtliche Sinne in Alarmbereitschaft versetzt, singende Sologitarre inklusive. Hingegen mag es der Quasi-Titelsong „The River Red“ wütend und zügellos, spielt mit Sludge und Post Metal, lässt nur selten lichte Momente zu. Die bietet „Witness“, vor allem in seiner ersten Hälfte, dafür zuhauf. Melancholie und ein Hauch Dark Rock versprechen aufregende weitere Facetten, bevor das ausladende „Judgement“ abschließend alle Register zieht, stellenweise zur Prog-Arie wird und das eigene Songwriting auf ein neues Level hievt.
24 Minuten lang einfach machen und gut ist’s: Thurifer toben sich auf ihrer neuen EP aus und finden hörbare Freude daran. Ihr Metal-Ansatz ist angenehm komplex und mag doch seine klaren Formen – absolut kein Widerspruch, wenn man sich von der gerne plötzlichen, eruptiven Wechselwirkung aus wütenden Druckwellen, schwerfälligem Groove und proggiger Harmonielehre erfassen lässt. Mitreißend ist „River Red“ allemal, keine Frage, entfacht binnen kürzester Zeit ungeheure Dynamik und erobert damit schwermetallische Herzen. Die fünf Songs der vier Finnen sind herausfordernd, gerne mal unorthodox, aber zugleich richtig gut durchdacht und nisten sich sofort im Ohr ein. In dieser Form sind größere Bühnen nur eine Frage der Zeit.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 30.05.2025
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/ThuriferOfficial
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