Turtle Skull – Being Here

| 23. Mai 2025 | 0 Comments
Turtle Skull

(c) Billie Baker

Evolution oder Neustart? Knapp fünf Jahre nach ihrem Einstand „Monoliths“ hat sich bei Turtle Skull einiges getan. Das australische Quartett stellte sich personell neu auf, bemühte aber auch musikalisch frische Ideen und einen erneuerten Ansatz. Verstärkter synthetischer Einsatz, Live-Tracking und dichte Atmosphäre bekommen der Band richtig gut und rücken das Songwriting in den Mittelpunkt. „Being Here“ funktioniert als Gesamtwerk ebenso wie als Sammlung einzelner Songs und ruft inmitten allerlei Ablenkungen auf, geerdet, einfühlsam und miteinander verbunden zu bleiben.

Der herrlich kernige Titelsong eröffnet das Album mehr als gebührlich und bringt die angenehm eigenwillige Stimmung in 320 sympathischen Sekunden auf den Punkt. Doomige Schwere und drückende Riffs treffen auf leichten Gesang, der über den Dingen schwebt und den unwirklichen, psychedelischen Gesamteindruck verstärkt. In Verbindung mit zarter Synthetik und den sägenden Gitarren entsteht ein wahres Bollwerk, das vom folgenden „Apathy“ nur unwesentlich aufgelockert wird. Auch hier dürfen die großen Harmonien und poppigen Momente nicht fehlen, während der Unterbau drückend bis grantig rüberkommt, sich später in einen kleinen Fuzzrausch spielt.

Berauschend ist diese Platte immer wieder, gerade in den extralangen Songs. Wie „Modern Mess“ auf unwirklichen Wolken dem Sonnenuntergang entgegenschwebt und vollends in Psych-Gefilde eintaucht, ist mindestens so großartig wie das treibende, motorisierte „Into The Sun“ mit seinem kantigen Basslauf. Dezente Krautrock-Anleihen passen ebenso ins Bild wie beißend doomige und schemenhafte Einschübe. Das abschließende „Moon & Tide“ fasst hingegen all das und noch viel mehr in knapp neun Minuten zusammen. Wie die Gitarren immer lauter und entstellter werden, der Synthesizer eine dominante und doch nie alles überlagernde Rolle einnimmt, wie die Vocals lässig ihre Kreise ziehen – ganz großes Kino.

Die ganze Spielzeit hindurch legt sich ein faszinierend unwirklicher Eindruck über dieses Album – sonnig und funkelnd auf der einen, finster und erdrückend auf der anderen Seite. Turtle Skull mögen den mit Indie und Pop flirtenden Psych-Sound der P*rn Crumpets, drücken diesem jedoch ihren eigenen Stempel auf. Fuzzige Gitarren, doomige Grundstimmung, erstaunliche Heavyness und leichtfüßige Präsentation finden auf kuriose wie mitreißende Weise zusammen. „Being Here“ versteht sich als bewusst präsente, unmittelbare Platte, die zugleich mit den Gedanken direkt drei oder vier Ebenen weiterdenkt. Wo diese Ebenen sind und wie sie erreicht werden können, bleibt ein Mysterium, doch mach die Eigentümlichkeit des Zweitlings richtig viel Spaß und lässt nicht so schnell los.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 23.05.2025
Erhältlich über: Art As Catharsis / Copper Feast Records

Website: www.turtleskull.com
Facebook: www.facebook.com/turtleskullmusic

Slider-Pic (c) Billie Baker

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Category: Magazin, Reviews

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