The Callous Daoboys – I Don’t Want To See You In Heaven

| 16. Mai 2025 | 0 Comments
The Callous Daoboys

(c) Nick Karp

Von ihnen möchte selbst die eierlegende Wollmilchsau auf keinen Fall bestiegen werden: The Callous Daoboys haben den Nachfolger für „Celebrity Therapist“ am Start. Was sich zuletzt so chaotisch und durchgeknallt wie möglich anhörte, soll nun eine persönliche Färbung annehmen. Tatsächlich kündigt das US-Sextett ein 300 Jahre in der Zukunft spielendes Konzeptwerk an, das sich Größenwahn, der Hoffnung auf Ewigkeit und der Vergänglichkeit widmet. Zugleich wagt „I Don’t Want To See You In Heaven“ tatsächlich sogar noch mehr.

Eine dreiteilige Suite mit Erzähler rahmt das Album ein, begleitet von seltsamen Skits und bizarrem Storytelling, wobei das finale Kapitel „III. Country Song In Reverse“ tatsächlich musikalisch auftrumpfen kann. Das klingt schon mal wie The Mars Volta auf Mathcore, zerfleischt sich selbst und hat Spaß daran. Ähnliches gilt wohl für „Tears On Lambo Leather“, bloß kompakter gehalten. Und doch dürfen die schrägen Experimente nicht fehlen – wie ein kurzer Muzak-Einschub, der aus dem gefühlten Nichts an die Oberfläche dringt, verwirrt und dann wieder zurück zum Wahnsinn führt. In „Idiot Temptation Force“ wird daraus sogar Pop mit Hype-Faktor und Emo-Untertönen im Auge des Sturms, während rundherum die rohe Metalcore-Ursuppe überköchelt.

Diese Momentaufnahmen zählen zur großen Stärke eines im besten Sinne kaputten Albums, das hängen bleibt. Dafür sorgen Exkurse wie „Distracted By Mona Lisa“, die den Irrsinn mit Hooks verbinden. Ein Hauch von Finch mischt sich zum Refrain, Post-Hardcore und Screamo kollidieren mit einer überlebensgroßen Melodie. Hingegen gibt sich „Lemon“ voll und ganz dem Pop/Rock-Styling hin, fast tanzbar und schräg, an ähnlich gelagerte Gehversuche von The Dillinger Escape Plan erinnernd, die ebenfalls nicht immer komplett am Rad drehen wollten. Das übernimmt dafür „The Demon Of Unreality Limping Like A Dog“, schlägt immer wieder aus, geht zwischendurch ins Ohr, erinnert an Enter Shikari und stolpert durch den Porzellanladen.

Schräg waren sie schon immer, The Callous Daoboys, aber so schräg? Es geht tatsächlich noch abgedrehter, weil die eingängigen Momente deutlich mehr Platz zugesprochen bekommen und sich direkt ins Unterbewusstsein bohren. Der Mut zum plötzlichen, unberechenbaren Stilbruch treibt „I Don’t Want To See You In Heaven“ an. Entsprechend wütender und chaotischer wirken die Math- und Core-Parts ringsum, drastischer und härter zugleich. Zudem machen die Hooks richtig viel Laune und spielen geschickt mit Götzenbildern, mit Vergänglichkeit und dem eigenen Erbe. Nahezu eine Stunde Musik überfordert komplett und zieht doch in den schwer (be)greifbaren Bann – ein weiteres packendes Machwerk, das mit wachsender Begeisterung in die Knie zwingt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 16.05.2025
Erhältlich über: MNRK Records (SPV)

Website: thecallousdaoboys.com
Facebook: www.facebook.com/thecallousdaoboys

Slider-Pic (c) Nick Karp

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Category: Magazin, Reviews

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