Svarta Havet – Månen ska lysa din väg

| 6. Mai 2025 | 0 Comments
Svarta Havet

(c) Viima Tuohimaa

Der Schein der rasenden, ungezügelten Wut trügt: Während das finnische Quartett Svarta Havet musikalisch rabiat zulangt, steckt dahinter clevere politische und Sozialkritik mit einem Fokus auf antifaschistische, feministische, Trans*- und Queer-Themen. Der lokalen DIY-Szene längst entwachsen, kleidet man all das in einen besonders aggressiven Post-Metal-Mix mit hörbarer Black-Metal-Schlagseite, aber auch mit Hardcore und Punk. „Månen ska lysa din väg“ (dt. „Der Mond wird dir den Weg erleuchten“) ist ihr zweites Album.

Und das langt beherzt zu, allen voran der Opener „Göm dig“, aus dem sich der Albumtitel speist. Ominöse, gedankenverloren angeschlagene Gitarren wanken zunächst durch den luftleeren Raum, bevor nach einer Minute der imaginäre Schalter in Richtung Explosivität schnellt. Lotta growlt, knurrt und screamt in bester Black-Metal-Manier, treibt den melancholischen und doch brutalen Track sukzessive in Richtung Extrem. Der Piano-Abschluss als Coda passt ins Bild. Hingegen legt „Under staden“ sofort los, erhöht das Tempo sogar noch weiter und macht einfach. Der drückende Elan, das konstante Operieren am absoluten Limit – das macht Laune, selbst im etwas zurückgenommenen Abgang.

„Alla sover“ geht ebenso recht schnell in die Vollen und lebt seine Zerstörungswut aus. Speziell die Rhythmusabteilung kann sich hier beweisen, nur um im nächsten Moment von sägenden, fast groovenden Gitarren in eine komplett neue Richtung getrieben zu werden. Wiederholte kurze Zäsuren zwingen fast in die Knie, rühren Blei im XXL-Format an, nur um fast doomig dem Ende zu begegnen. Das nennt sich „Ditt rike“ und deutet sogar so etwas wie Melodik an, wenngleich tief ins Arrangement eingebettet. Im ewigen Spagat des Post-Wahnsinns entsteht beklemmende Unterkühlung, nimmt sich sogar Platz für klare Vocals und ein angenehm bizarres Ende.

Keine Zurückhaltung, keine falsche Bescheidenheit, nur pure Intensität: Svarta Havet haben etwas zu sagen und tun das so direkt, so kompromisslos wie menschenmöglich. Ihr Post-Metal-Ansatz verschiebt den ohnehin rabiaten Sound tatsächlich noch weiter Richtung Extreme und findet hörbare Freude daran. Black Metal wird auf „Månen ska lysa din väg“ zur Triebfeder für Veränderung durch kritische Auseinandersetzung mit dem Status Quo, lebt von der beigemengten Atmosphäre, von ruppigen Breaks und smarten Wendungen. Auf ihrem zweiten Album lassen Svarta Havet ihre Entschlossenheit weiter wachsen und legen einen unbequemen, unwirtlichen und unwahrscheinlich wichtigen Hieb in die Magengrube vor. Wieder und wieder.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 09.05.2025
Erhältlich über: Prosthetic Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/svartahafvet

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Category: Magazin, Reviews

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