Nekrodeus – Ruaß

(c) Kuro Simon
Unbequeme Bedrohlichkeit mit Haltung, so oder so ähnlich lassen sich Nekrodeus auf den Punkt bringen. Das Grazer Quartett veröffentlichte bislang zwei Alben und eine EP, verschob den eigenen Sound graduell von Death Metal hin zu einem herrlich ranzigen, vielschichtigen Mix aus Black Metal, Sludge, Grind, Hardcore Punk und Crust, und lässt sich nicht verbiegen. „Ruaß“ hat ebenfalls viel zu sagen, nimmt mit Sicherheit kein Blatt vor den Mund und lässt sich zu keiner Zeit von Gegenwind beeindrucken.
Ausgerechnet das kurze, herrlich furiose „Volkscancer“ als ersten Vorboten zu wählen, war fantastisch. 46 Sekunden Grind mit lyrischem Dampfhammer macht sehr schnell klar, wo Nekrodeus stehen. Kurze, knackige Tracks gibt es ein paar, darunter das herrlich abgedrehte „Sarg aus Fleisch“, das sich mit wachsender Begeisterung selbst überholt. Der krasse Gegensatz findet sich am Ende des Albums, wenn „Sternenleichen“ mit Sludge-Doom-Gemächlichkeit und Dialekt bis zur Überspitzung, bis zum lärmenden Zusammenbruch trägt. J.J. von Karg und Harakiri For The Sky unterstreicht den Wahnsinn dieser wohligen Tortur.
Er ist keinesfalls der einzige Gast auf dieser Platte. In „Frost“ wütet L.G. von Ellende gekonnt mit und lässt den erst zähen, dann geradezu explosiven Track anschwellen. Speziell der Deathgrind-Mittelteil macht unheimlich viel Laune. „Körperstrafe“ wird von ‚Friends‘ unterstützt, das sind unzählige Musiker aus der Szene, die den grantigen, angenehm nervösen Track befeuern. Blackened Hardcore wird hier zur Kunstform erklärt und schimmert immer wieder durch, beispielsweise im explosiven „Abgrundmensch I“, das so ziemlich alles, was Nekrodeus ausmacht, in einen Song packt. Auch im zwischenzeitlich schwerfälligen „The Seeds Of Your Own Destruction“ mit Sludge-Doom-Einschub gelingt die plötzliche Eskalation gar famos.
Die willkommene Unvorhersehbarkeit dieser 41 Minuten macht Laune. Nekrodeus bauen einfach das aus, was sie auf ihrem letzten Album zeigten, holen sich ein wenig Prominenz dazu und machen Laune mit klarer Kante. „Ruaß“ ist eine sympathische Wundertüte geworden, wo man nie so genau weiß, was gerade passiert. Die Grind-Eruptionen wirken noch eine Spur drastischer, die Sludge-Einschübe könnten kaum zäher und unbequemer ausfallen, und der stets darübergestreute Black Metal in verschiedensten Ausführungen und Aggregatszuständen sorgt für den nötigen Wahnsinn zu jeder Zeit. Nekrodeus etablieren sich als eine der interessantesten heimischen Bands und wecken schon jetzt Vorfreude auf ihren nächsten Höllenritt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 25.04.2025 (digital) / 16.05.2025 (physisch)
Erhältlich über: FDA Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/nekrodeus
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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