Pridian – Venetian Dark

(c) Marta Vatsfeld
Ob die Esten wirklich die Letzten sein werden, sei dahingestellt, doch Pridian können abseits abgeschmackter Wortspiele locker überzeugen. Das Quartett aus dem Baltikum widmet sich einem modernen Metalcore-Ansatz, der unter anderem mit Djent, mit Elektronik und Post-Hardcore arbeitet. Herausgekommen ist ein futuristischer, finsterer und doch packender, drückender Mix, der Atmosphäre und Dampfhammer problemlos zusammenbringt. „Venetian Dark“ ist ihr mächtiges erstes Album.
Eines dieser schwer greifbaren und doch hypnotisierenden Meisterstücke ist „Cyanide Dreams“, das so ziemlich alle packenden Aspekte dieser Platte in knapp vier Minuten zusammenfasst. Erst fallen Pridian mit der Core-Tür ins Haus, dann mutiert der Song erst einmal zum direkten, massiven Nackenbrecher. Plötzlicher Klargesang, vertrackter Rhythmus und synthetisch angehauchte Klänge krempeln das Ding jedoch komplett um, spielen mit Futurismus, wütender Härte und zarter Eingängigkeit. „Void Resonance“ denkt das auf rasende, komplexe Weise weiter und zeigt zugleich, wie weit Mnemic ihrer Zeit einst voraus waren. Einen Abklatsch setzt es hier aber keinesfalls, sondern viel mehr konsequente Überforderung sämtlicher Sinne.
Das scheinen sich die Esten auf ihre imaginäre Fahne geschrieben zu haben und lassen beispielsweise in „DINY“ erst einmal die ruhigen, zaghaften Zwischentöne erklingen, bevor massive Explosionen à la Architects mit der Elektronik früher Enter Shikari kollidiert. Passt das zusammen? Egal, den Tracks wie das ausufernde „Endless“ haben keinen Bock, sich darüber Gedanken zu machen. Die kantige, kernige und schrubbende Präsentation brennt sich binnen Sekunden im Kleinhirn ein, spielt mit technischem Anspruch und unterkühlter Nu-Metal-Finsternis. Ein paar Türen weiter experimentiert „Out For Blood“ mit noisiger Bedrohungslage und schlägt einfach mal alles kurz und klein, ohne Rücksicht auf Verluste.
Der nächste Breakdown lauert schon: Bei aller gespannter Atmosphäre leben Pridian von der gefühlten Atemlosigkeit ihrer Musik, die sich zwar immer wieder alle gebotene Zeit nimmt, um das Gehörte entsprechend sacken zu lassen, aber ebenso gerne und mit wachsender Begeisterung alles zu Kleinholz verarbeitet. „Venetian Dark“ ist eine spannende, alles andere als einfache Platte, die mit dröhnender Wucht und plötzlicher Elektronik fordert, überanstrengt und dabei doch so viel Charme zu bieten hat. Metalcore mal anders, modern, störrisch und cineastisch zugleich, so zeigt sich dieses ganzheitliche Happening, auf das man sich erst einlassen muss. Es lohnt sich ohne Frage.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 16.05.2025
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Website: pridianband.com
Facebook: www.facebook.com/pridianband
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