Paradise Slaves – With Hell In His Eyes

(c) Josh DeForge
Eher zufällig fand sich Brock Lindow in einer neuen Band wieder. Während er seit ein paar Jahren nicht mehr bei 36 Crazyfists mitwirkt – der genaue Status der Band bleibt unklar – brachte ihn Killswitch Engage-Gitarrist Joel Stroetzel mit dessen Bruder Tyler Stroetzel zusammen. Was ursprünglich als Gastbeitrag für eine Soloplatte gedacht war, entwickelte sich schnell zu einem erfolgreichen Songwriting-Team. Mit den ehemaligen Diecast-Musikern Jon Kita und Brad Horton und Ex-Pentgram-Live-Drummer Ryan Manning war schnell ein komplettes Line-up für Paradise Slaves gefunden. Nach ersten Tracks klopfte Spinefarm an, wo nun das Debüt „With Hell In His Eyes“ erscheint.
Lindows Stimme ist so kraftvoll und ausdrucksstark wie immer – siehe und höre „Aesthetic Of Serpents“, dessen kompromisslose Härte auf melodischen Gesang trifft, kernig und kanig. Wieder und wieder durchbrechen Screams und Growls der vermeintliche Idylle, der Refrain entpuppt sich dafür als wahre Hymne. Natürlich schwingt hier ordentlich Metalcore mit, aber auch eine gesunde Portion Modern Rock, eingängig und kantig zugleich. Die sich abwechselnden melodischen Leads und ruppigen Breakdowns unterstreichen das geschickt. Ein angenehmes Kuriosum ist „Somebody To Shove“. Lindow wollte den Soul Asylum-Klassiker immer schon covern, zu hören ist hier sein mächtiger, intensiver Demo-Take.
Klassischere Kost serviert hingegen „Dreamers“, das anfängliche Wut und Aggression durch butterweichen Gesang und greifbare Emotionalität ablösen lässt. Eine Zeit des persönlichen Leids – Lindows Gattin konnte aufgrund Visa-Problemen das Land nicht verlassen, während ihre Eltern in Südafrika schwer krank geworden waren – wird in dieses wechselhafte, kantige und zugleich gekonnt aufwühlende Arrangement gekleidet. Hingegen schraubt „Swim North“ den Härtegrad mal eben kräftig nach oben. Die wütenden, geifernden Growls stammen tatsächlich von Unearth-Frontmann Trevor Phipps, der melodische Hauptteil sich als Hook-Biest. Im abschließenden Epos „Always Have Always Will“ wird es düster und überlang, von klassischen Hard-Rock-Motiven und kleinen, fiesen Mini-Ausrastern durchzogen.
In dieser erst eigentümlichen, dann umwerfenden Zwischenwelt fühlen sich Paradise Slaves hörbar wohl. Über weite Strecken ist ihr Einstand ein Showcoase für Brock Lindow, der sich gesanglich austoben kann und einige seiner besten Hooks intoniert. Und doch darf die Musik, darf die Arrangierung auf „With Hell In His Eyes“ auf keinen Fall unter den sprichwörtlichen Tisch fallen. Rock und Hardcore bzw. Metalcore fremdeln erst ein wenig, finden letztlich aber prima zusammen. Das erste Album des US-Quintetts ist angenehm bunt, vielschichtig und gerne mal unvorhersehbar geworden, doch immer spannend und mitreißend. So himmlisch klang die Hölle selten.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 02.05.2025
Erhältlich über: Spinefarm Records / PIAS (Rough Trade)
Facebook: www.facebook.com/paradiseslavesofficial
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