Bleed – Bleed

(c) Dylan Shay
Für ein Label wie 20 Buck Spin, das vor allem für Death-, Black- und Doom-lastige Urgewalt bekannt ist, sind Bleed eine interessante Wahl. Und doch hat sich der intensive, gefühlvolle und zugleich wuchtige Sound des Quintetts aus Dallas, Texas jede erdenkliche Plattform verdient. Irgendwo zwischen Alternative Rock und Alternative Metal (mit dezentem Nu-Einschlag) der späten 90er und frühen 2000er angesiedelt, schafft die US-Truppe nachdenkliche, immersive Heavyness, die nicht mehr aus dem Kopf geht. Ihr erstes komplettes Album heißt ebenso „Bleed“.
Tracks wie der Vorbote „Marathon“ wecken Erinnerungen an Helmet und an frühe Deftones, in Sound und in Präsentation. Ryan Hughes‘ Gesang ist dafür natürlich mitverantwortlich, angenehm hell und doch kraftvoll, während rundherum drückende Drums, tiefer gestimmte Gitarren und feinsinnige Melodik kollidieren. Diese ganz speziell Klangästhetik mit einem Hauch Gaze geht natürlich unmittelbar und unvermeidbar unter die Haut. Dort wartet bereits das gemeinsam mit Static Dress intonierte „Enjoy Your Stay“, dessen forsches Tempo dem Sound eine weitere, frische Facette abringt, stellenweise sogar zerstörerische Urgewalt freisetzt und doch immer wieder zum hymnischen Momentum zurückfindet.
Diesen Spagat beherrschen Bleed unheimlich gut, siehe und höre auch das abschließende „Take It Out“, dessen flauschige Wucht den permanenten Widerspruch mit Wattebäuschen bewirft und selbst in manischer Zeitlupe den Pit in sämtliche Einzelteile zerlegt, kurze und wüste Screams inklusive. Im eröffnenden „Climbing Down“ bleibt sogar Platz für Scratches – ein wenig Programming ohne DJ. Auch hier kommt das Spiel von Licht und Schatten, von Wut und Gemächlichkeit prima durch, wie auch im schwebenden „Killing Time“. Selbst kurze, heftige Wutausbrüche können diesen Zeitpunkt des anstehenden Todes nicht kippen lassen, denn die konstante Spannung macht richtig viel Laune.
Und exakt diese Spannung halten Bleed 36 Minuten lang, von stetem Auf und Ab begleitet. Diese sehr lebendige, aus der Zeit gefallene und doch brandaktuelle Platte geht im angenehmsten Sinne nicht mehr aus dem Ohr. Klar, diesen Alternative-Ansatz hat man in den letzten 30 Jahren vielfach gehört, doch verstehen nur wenige dessen Essenz so gut wie das US-Quintett. Auf „Bleed“ setzt es vor allem die Gaze-Essenz, die brütende Heavyness und die emotionale Katharsis der anspruchsvollen Seite des Genres, catchy as fuck und doch so wundervoll zermürbend. Gute Songs, guter Sound, gute Typen – Bleed legen einen Einstand nach Maß hin.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 02.05.2025
Erhältlich über: 20 Buck Spin (GoodToGo)
Instagram: www.instagram.com/bleed.214
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