Herta – Crossing The Illusion

(c) Herta
Konstantinos Togas ist ein vielbeschäftigter Mann. Er ist nicht nur die (relativ neue) Stimme von Nightrage, sondern hat als Frontmann von Herta ein weiteres heißes Eisen im Feuer. Das griechische Quartett widmet sich progressiven Klängen mit Groove-Prägung, die unweigerlich in Richtung Gojira führen. Und doch will die Band mit einem anspruchsvollen, mitreißenden Album zeigen, das sie felsenfest auf eigenen Beinen stehen kann. Ihr Einstand „Crossing The Illusion“ hat definitiv das Zeug dazu.
Wie das funktionieren kann, zeigt „Eyes Of Sorrow“ an zweiter Stelle. Natürlich bewegt man sich hier zunächst in halbwegs vertrauten Gefilden, tastet sich vorsichtig an den Track heran, nur um mit überdimensionalen, erdrückenden Wänden alles zu zerlegen, mit wachsender Begeisterung. Togas‘ heisere, wütende Stimme eignet sich prima für Growls und Screams, bevor mittendrin die Instrumentalisten übernehmen. Technischer Anspruch, hymnische Melodik, akustische Einschübe und stampfende Urgewalt finden zusammen. Das überfordert erst, macht letztlich aber richtig Laune – eine Art Merksatz für das gesamte Album.
Und das entdeckt gleich mehrere kleine und große Highlights für sich. Einer davon ist „Incantation“, dessen faux-orchestraler Auftakt Bombast andeutet, diesen unterschwellig in das Arrangement einfließen lässt und doch von seiner schieren, wiederholt eskalierenden Intensität lebt. Hingegen geht es „Monolith“ erst recht ruhig an, bevor Djent und Groove aus den Boxen explodieren und alles zu Kleinholz verarbeiten. Sakis Tolis von Rotting Christ erweist sich als absoluter Gewinn für das strukturierte Chaos, beklemmende Melodik inklusive. Besagtes Chaos taucht auch verstärkt in „My Demise“ auf. Der gewaltige Rausschmeißer spielt mit Klargesang, wächst unaufhörlich und dreht letztlich komplett am Rad – eine technisch-progressive Meisterleistung.
Klar, dieser Einstand überfordert mit wachsender Begeisterung, strapaziert das Nervenkostüm mit Freude und macht doch richtig viel Laune. Vor allem zeigen Herta, dass sie eben kein Abklatsch vom Abklatsch sind und entwickeln angenehm frische Ideen für ihren proggigen Groove-Sound, der viel versucht und damit (fast) immer richtig liegt. Togas lässt gewisse musikalische Einflüsse seiner anderen Band einfließen, Melodik und Bombast harmonieren erstaunlich gut mit fast jazzigen Instrumentaleinschüben, und doch dominiert jene gekonnt nervöse, wiederholt eskalierende Groove-Schiene, die Herta immer wieder etwas anders aufziehen. Hier wächst Großes heran.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 02.05.2025
Erhältlich über: Lifeforce Records (Membran)
Website: hertaband.com
Facebook: www.facebook.com/hertaband
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