Minerall – Strömung

| 12. April 2025 | 0 Comments
Minerall

(c) Minerall

Endlich geht die kreative Reise von Minerall in die nächste Runde. Musiker von Speck, Kombynat Robotron, Earthbong, Zone Six und Interkosmos trafen sich Anfang 2023 zu einer großen Session, die mit „Bügeln“ bereits einen ersten Longplayer abwarf. Die rein instrumentale, krautig-spacige Platte mit einem Hang zu Psychedelia rannte mit wachsender Begeisterung offene Türen ein. Und doch gibt es noch mehr Material, abermals nur minimalst bearbeitet und beschnitten, um auf Platte zu passen. „Strömung“ fließt durch die Szenerie, mit allen etatmäßigen Aufs und Abs.

Erneut sind es zwei überlange, jeweils etwa 20minütige Songs, die sich jeweils eine Plattenseite unter den Nagel reißen. Den Anfang macht der Titelsong „Strömung“, dessen permanenter, alles umfassender Fluss nach und nach reißende, tosende Dimensionen annimmt. Wie das Trio fast unbemerkt und doch so nachdrücklich, so eindrücklich massivste Klangwände aufzieht, macht Laune und reißt mit. Die reitenden Drums, der pulsierende Basslauf, die im richtigen Moment quengelnden, dann wieder wunderbar entspannten Gitarren – das passt einfach. Mehrere kleine Zäsuren in der zweiten Hälfte, darunter die basslastige Einleitung des Schlussakts, der beinahe über seinen Wah-Wah-Wahnsinn stolpert, machen Laune.

Auch „Welle“ macht seinem Namen alle Ehre und erfasst wie eine solche. Bis es so weit ist, herrscht jedoch Ruhe – ominös und doch bestimmt. Man weiß, dass hier schon bald etwas passieren wird, kann es im Grunde nicht verhindern und wartet gespannt auf das Unvermeidbare. Minerall entlocken ihren Instrumenten beklemmende, mystisch angehauchte Töne und lassen nach und nach das obligatorische Tosen aufbranden. Die Wassermassen türmen sich auf, die erste (Druck-)Welle erfasst, brutal und unnachgiebig. Das ist kein Surf-Traum, das ist die Warnung vor einer kapitalen Katastrophe. Willkommene Überspitzung und der obligatorische Zusammenbruch finden geschickt zusammen.

Das Ergebnis spricht abermals für sich, und es sind gleich Bände geworden. „Strömung“ kann locker mit dem Einstand mithalten und gibt sich insgesamt einen Tacken härter, knackiger. Hier spielen Minerall ein gewisses Faible für Heavyness aus, das prima mit gerne tosenden, unberechenbaren Wassermassen harmoniert, und entführen dieses in allerlei extreme Szenerien. Es bleibt spacig, krautig und psychedelisch, konträre und sich doch ergänzende Stimmungsbilder schaffen Großes. Minerall legen prima an Intensität zu, ohne auf die Feinheiten zu vergessen – eine kleine Meisterleistung in Sachen Atmosphäre.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.03.2025
Erhältlich über: Sulatron Records (Broken Silence)

Bandcamp: minerall.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/minerall_band

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Category: Magazin, Reviews

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