Lo-Pan – Get Well Soon

(c) Meghan Ralston
Mit ihrer ureigenen Versionen von Hard Rock suchen und finden Lo-Pan offene Türen. Seit der Gründung vor inzwischen 20 Jahren entwickelte sich das Quartett aus Columbus im US-Bundesstaat Ohio laufend weiter, verfeinerte den Sound und ist nun bei einer gleichermaßen düsteren und eingängigen Mischung an der imaginären Grenze zwischen Rock und Metal gelandet, bevorzugt mit süffigen Stoner-Rock-Elementen versehen. „Get Well Soon“ ist ihr erstes Album seit fünf Jahren und hievt Lo-Pan wohl endgültig auf ein neues Level.
Für diesen Wow-Effekt ist nicht zuletzt Sänger Jeff Martin verantwortlich, der ein wenig an Maynard James Keenan und William DuVall erinnert. Das passt wie Faust aufs Auge zum düster angehauchten und doch hooklastigen Sound des Quartetts, den bereits der Opener „The Good Fight“ mit wachsender Begeisterung vertritt. Wütende Muskelspiele, feinsinniges Riffing, energische Vocals und kleine Melodien brennen sich sofort ein. Das folgende „Northern Eyes“ erinnert stellenweise sogar an die radiofreundlichen, direkten Rocker von Queens Of The Stone Age, streut eine feine Prise Grunge drüber und landet damit einen Ohrwurm. Ganz so einfach ist das sicher nicht gewesen, macht aber Laune.
In den längeren Songs zeigen Lo-Pan hingegen ihre Stoner-Rock-Klasse und biegen immer wieder in metallische Gefilde ab. So geschieht es beispielsweise im treibenden „Stay With The Boat“, mit ordentlich Seele im Gesang, einem süffigen Chorus und einem wütenden, vertrackt-finsteren Mini-Breakdown. Der drückende Vorbote „Ozymandias“ zieht massivste Wände auf, lässt imaginäre Muskeln spielen und weckt stellenweise tatsächlich leichte Erinnerungen an Tool. Und doch bleibt man den bekömmlichen Hard-Rock-Riffs samt intensiver Hook stets treu. „Six Bells“ räumt als finales Epos so richtig auf – und ab – und beeindruckt durch seine erdrückende Schwere. Wie Lo-Pan aus der minimalistischen Zäsur auftauchen und alles in Schutt und Asche legen, geht auf angenehmste Weise an die Substanz.
Und Substanz hat dieses Album in Hülle und Fülle. Was hier passiert, mag vielleicht nicht übermäßig neu oder gar überraschend sein, macht aber richtig viel Laune. „Get Well Soon“ ist ein Album voller Hits, die eigentlich keine sein wollen. Knackige Riffs, mächtige Hooks und packende Gesangsmelodien geben sich die imaginäre Klinke in die Hand, doch funktionieren die finsteren und metallischen Ausritte – manchmal doomig, manchmal proggig angehaucht – ebenso gut. Und dann ist da natürlich noch die fantastische Stimme, die über allem thront und eine fantastische Platte abrundet. Lo-Pan münzen endlich ihr komplettes Potenzial um und schreiben eine grandiose Platte für die größten Bühnen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 04.04.2025
Erhältlich über: Magnetic Eye Records (GoodToGo)
Facebook: www.facebook.com/lopandemic
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