Ursa – Call Of The Infinite

| 18. März 2025 | 0 Comments
Ursa

(c) Seppe Germaux

Ein Sänger kann den Sound einer Band stark und nachhaltig verändern. Das zeigt sich beispielsweise bei Ursa sehr gut, die anfangs rein instrumental unterwegs waren, bevor Jan Buekers von den famosen, viel zu früh von der Bildfläche verschwundenen Sons Of A Wanted Man an Bord kam. Seither zeigt sich der progressive, mit Metalcore-Elementen ausgestattete Post Metal der Belgier von einer gänzlich anderen Seite. Auf ihrem ersten Album „Call Of The Infinite“ präsentieren sie nun ihre einst ohne Sänger geschriebenen Tracks mit Vocals und schaffen eine Momentaufnahme über den Status Quo bei Ursa.

Diese Personalie bekommt dem Quintett bestens, das zeigte bereits das im Vorjahr als Live-Mitschnitt veröffentlichte „Primordial Crown“ sehr gut. Die Studio-Version legt schroff und erhaben los, verbindet virtuose Drums mit bleierner, schabender Schwere und ebnet den Weg für Buekers‘ derbe Growls und Screams, die aus dem tiefsten Innersten kommen und durch Mark und Bein fahren. Währenddessen drehen die Kollegen das Arrangement auf links, tanken sich durch kleinere Variationen, ziehen Sludge-artige Wände hoch und spielen mit erstaunlich melodischen Ansätzen, ohne jedoch urplötzlich eingängig zu werden. Und doch ist der erhabene, beinahe hymnische Moment nach der Vier-Minuten-Marke unfassbar großartig geworden.

Mit „New Levels“ hat es tatsächlich ein Instrumentalstück auf diese Platte geschafft und zeigt eindrucksvoll, welch kompositorische Klasse Ursa besitzen. Der gemächliche, konzentrierte Aufbau und die wiederholten kleinen Druckwellen finden prima zusammen, bevor der explosive Schlussakt alles in Schutt und Asche legt. Hingegen fällt „Deconstruct“ mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus, nur um aus dem Nichts den Druck rauszunehmen und mit klagendem Klargesang mitten ins Herz zu treffen. Die donnernde Eruption danach passt ins Bild, driftet kurz in Djent-artige Bereiche ab und destilliert seine proggigen Core-Ansätze schließlich auf puristischen Wahnsinn.

Alles andere als einfach und bekömmlich, zugleich unheimlich anziehend, so zeigt sich dieses erste komplette Album und somit auch der um Vocals erweiterte Sound der Belgier. Natürlich gibt es im post-metallischen Feld, nicht zuletzt aus dem eigenen Land, eine Vielzahl an Bands, die progressiven Anspruch mit derben Nackenschlägen und unerwarteter Emotionalität zu kombinieren weiß. Ursa schaffen es locker, vorne mitzumischen, spielen geschickt mit wechselnden Stimmungen, roher Wut und erstaunlich viel Gefühl. Zugleich schimmert die instrumentale Klasse, die einst den Grundstein für diese Band legte, laufend durch. Das in Eigenregie veröffentlichte „Call Of The Infinite“ ist ein Statement von einem Album geworden, das den Belgiern Tür und Tor öffnen sollte.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 15.03.2025
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Website: ursaofficial.com
Facebook: www.facebook.com/Ursatheband

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Category: Magazin, Reviews

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