Disarmonia Mundi – The Dormant Stranger

(c) Disarmonia Mundi
Fast zehn Jahre nach dem Release von „Cold Inferno“ bewegt sich bei Disarmonia Mundi endlich wieder was. Untätig war das italienische Duo in der Zwischenzeit aber keinesfalls. Während Claudio Ravinale mit The Silverblack (Industrial Metal) und Infernalizer (Gothic / Horror Metal) zwei Nebenschauplätze auf den Weg brachte, kümmerte sich Mastermind Ettore Rigotti um sein Label Coroner Records sowie seine Produzententätigkeit. Nach ersten Singles im Vorjahr markiert „The Dormant Stranger“ nun die erhoffte Rückkehr, und natürlich ist auch Dauergast Björn „Speed“ Strid wieder mit von der Partie.
Alleine der Opener „Adrift Among Insignificant Strangers“ rechtfertigt die lange Wartezeit. Fast sieben Minuten nehmen sich Disarmonia Mundi Zeit und servieren ihre gallige, eingängige Version von Melodic Death Metal, die kaum widersprüchlicher und doch bekömmlicher ausfallen könnte. Gerade die brachialen, angenehm modernen Strophen brennen sich sofort ein und zerlegen alles mit wachsender Begeisterung, der klar gesungene Refrain bleibt hängen, zudem rundet ein Gitarrensolo geschickt ab. Der folgende Vorbote „Oathbreaker“ explodiert aus den Startblöcken und türmt Melodie auf Melodie. Butterweiche Vocals stehen neben roher Energie, stellenweise ist man Killswitch Engage näher denn je.
Und doch überwiegt der Schwedentod italienischer Prägung letztlich von der ersten bis zur letzten Sekunde. Das zeigt auch „8th Circle“, das zweite Mini-Epos dieses Albums, das heiser Gift und Galle speit, während im Hintergrund dezent symphonische Anteile aufbranden – eine jener feinen Facetten, die Disarmonia Mundi vom Rest des Feldes abhebt. Die rohe Wut von „Illusion Of Control“, der zwischenzeitlich tatsächlich die Kontrolle zu entgleiten scheint, nur um eine majestätische Hook aus dem imaginären Ärmel zu schütteln, kommt mindestens so gut wie das kurze, aber prägnante Finale „Sheer Nothing“. Die Stimmung erreicht einen überraschenden Siedepunkt, dann ist urplötzlich alles vorbei.
Allgemein bleiben große Überraschungen jedoch die Ausnahme, was aber in keinster Weise stört. „The Dormant Stranger“ ist ein sehr langes Album geworden, das erfolgreich gegen Gleichförmigkeit ankämpft und dem recht engmaschig abgesteckten Melodic-Death-Feld tatsächlich so etwas wie frischen Wind abringen kann. Disarmonia Mundi hauen gern auf die Kacke, mögen ihre hymnischen Melodien, schrecken keinesfalls vor brutaler Wucht und moderner Synthetik zurück, die prima mit Vintage-Anleihen harmoniert. Das Full-Length-Comeback nach einem Jahrzehnt gelingt auf ganzer Linie.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.03.2025
Erhältlich über: Coroner Records
Website: www.disarmoniamundi.com
Facebook: www.facebook.com/DisarmoniaMundi
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