Kazea – I. Ancestral

| 20. März 2025 | 0 Comments
Kazea

(c) Johan Ahl

Die schattigen Aushöhlungen der menschlichen Psyche dienen einer neuen Band als kreative Inspiration: Erst im Sommer 2023 gegründet, widmen sich Kazea um Jonas Mattson und Rasmus Lindblom, beide einst gemeinsam bei Orochen, sowie Hellsongs-Drummer Daniel Olsson einer ungewöhnlichen wie erhabenen Mischung aus Post Rock, Sludge und Neofolk. Irgendwo zwischen existenziellen Fragen, uralten Geistwesen und soziokulturellem Kommentar gefangen, begibt sich „I. Ancestral“ auf eine gleichermaßen ungewöhnliche wie lohnenswerte Reise.

„Pale City Skin“ zeigt, dass diese oberflächlichen Widersprüche tatsächlich unheimlich gut zusammenpassen können. Donnernde Dissonanzen eröffnen den kauzigen Fünfminüter, bevor sich der erste Nebel der Urgewalt lichtet und für feinen, klaren Gesang die Wolken öffnet. Neofolkige und zugleich knüppelharte Intensität stattet die wüsten Strophen aus, im Schlussakt wird es sogar richtig schön derb und post-metallisch. Im Vergleich dazu gestaltet sich „Wailing Blood“ kurz, direkt und himmlisch. Noir-Klänge kollidieren mit unerträglicher Schwere, in weiterer Folge von unerwarteten Uptempo-Attacken zerlegt.

Das wütende und zugleich zermürbende „Trenches“ zählt zu den Highlights dieser Platte. Gespannt wartet man auf die komplette Eskalation, doch üben sich Kazea erst einmal im ellenlangen Aufbau, im konstanten Antäuschen. Gina Wiklund von Black Birch tritt auf den Plan, speit Gift und Galle, entführt in unwirtliche Gefilde und kotzt sich aus, bevor beide musikalischen Stränge schließlich zusammenfinden. „Seamlessly Woven“ beschließt die Platte mit butterweichen, himmlischen Post-Rock-Harmonien, mit einem Überangebot an Melodien und einem Arrangement, das im besten Sinne wächst. Weiter und weiter.

Konstante Katharsis begleitet eine angenehm ungewöhnliche Platte, die sich zwar durch die einleitenden musikalischen Referenzen zumindest halbwegs erklären, umreißen lässt, letztlich aber doch im besten Sinne komplett unorthodox und andersartig klingt. „I. Ancestral“ lebt von konstanten Höhen und Tiefen, von roher Gewalt und ätherischer Epik, der zugleich eine nicht von der Hand zu weisende Spiritualität innewohnt. Kazea mögen es groß und doch intim, fühlen sich zwischen nicht näher benannten Welten hörbar wohl und reizen bislang außer Reichweite scheinende Möglichkeiten des musikalischen Spagats aus. Letztlich ist dieses Spannungsfeld zwischen Härte und Hoffnung, zwischen Tradition und Moderne exakt das, was aus diesem Einstand ein richtig starkes, mitreißendes Album macht, das sich auf angenehmste Weise einbrennt und nicht wieder loslässt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 21.03.2025
Erhältlich über: Suicide Records

Facebook: www.facebook.com/people/Kazea/61550599528900

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Category: Magazin, Reviews

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