Bloodywood – Nu Delhi

| 21. März 2025 | 0 Comments
Bloodywood

(c) Fearless Records

Bandcamp und YouTube machten Bloodywood zur viralen Sensation. Die indische Band verbindet klassische folkloristische Klänge mit Nu Metal und Crossover, erst in Form von kreativen Cover-Versionen, später mit eigenem Material und positiver Message. Ihr in Eigenregie veröffentlichtes Album „Rakshak“ brachte sie sogar in die britischen und amerikanischen Charts, man spielte in New York, London, Tokio, auf dem Hellfest, Summer Breeze und Brutal Assault. Inzwischen bei Fearless Records unter Vertrag, soll „Nu Delhi“ den Überraschungserfolg bestätigen und zugleich zeigen, dass hier nicht nur der vermeintliche ‚Exotenbonus‘ zieht.

Die anfängliche Abrissbirne „Halla Bol“ erobert nicht nur die Herzen im Sturm, sondern hievt das Songwriting auf ein neues Level. Den einfachen wie genialen Chorus brüllt man sofort mit, die Raps von Raoul Kerr sowie die Elektronik duellieren sich mit brachialen Riffs und Jayant Bhadulas fieberhaftem Gesang, während Dhol-Trommel, Flöten und andere typisch indische Instrumente für das gewisse Etwas sorgen. Selbst ein wütender Breakdown mit Djent-Untertönen darf nicht fehlen. Die Popularität in Japan führte zu einer überraschenden Zusammenarbeit: Babymetal mischen in „Bekhauf“ mit und gestalten das Aufeinandertreffen musikalischer Welten noch kurioser. J-Pop-Refrain, Nackenbrecher-Metal, Rave-Anteile und wütende Crossover-Raps finden zusammen. Sehr viele Köche machen ausnahmsweise verdammt guten Brei.

Um Brei geht es in „Tadka“ zwar nicht, dafür um die Vorzüge indischer Küche. Ja, Bloodywood haben einen Wellenbrecher über gutes Essen im Gepäck. Das sollte eigentlich nicht funktionieren, macht aber verdammt viel Laune – vom zurückgenommenen Sprechgesang in den Strophen bis hin zur mächtigen Hook im Refrain, die im Ohr bleibt. Auch „Hutt“ kriegt man nicht mehr aus dem Hinterstübchen, wird gefühlt mit jedem Durchlauf intensiver. Das deutlichste Bekenntnis zu Rap und der eigenen Heimat ist der Titelsong „Nu Delhi“ – eine Homage an Bloodywoods Stadt, an ein ganzes Genre, aber auch an die postkoloniale Geschichte Indiens. In diesem Melting Pot kommt mächtiger Wahnsinn zusammen.

Statt Kuriositätenkabinett setzt es einen Wellenbrecher nach dem anderen: Bloodywood bestätigten nicht einfach nur die Klasse des Einstands, sondern entwachsen diesem sogar. Natürlich weiß man inzwischen, was man bei den Indern bekommt – beißende Raps, mächtige Riffs, charmante Folklore und überdimensionale Hooks. „Nu Delhi“ glänzt jedoch durch Vielfalt, durch mutige Experimente und kolossale Breakdowns, ohne auch nur einen Hauch von Verschnitt rauszuhauen. Etwas über eine halbe Stunde verdammt gute Musik, eigenständig, brachial und zugleich erstaulich herzerwärmend: Bloodywood sind gekommen, um zu bleiben.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 21.03.2025
Erhältlich über: Fearless Records / Concord Records (Universal Music)

Website: www.bloodywood.net
Facebook: www.facebook.com/bloodywood.delhi

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Category: Magazin, Reviews

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