Stick To Your Guns – Keep Planting Flowers
Verzweiflung, Nihilismus und Resignation mögen verständlich sein, helfen jedoch niemandem. Stick To Your Guns-Frontmann Jesse Barnett möchte positive Akzente setzen, wachrütteln und hoffnungsvoll durch die Welt gehen. „Keep Painting Flowers“ ist sein Motto und zugleich der Titel des nunmehr achten Studioalbums, erstmals mit Adam Galindo an den Drums, bemüht sich um melodisches Feingefühl, schraubt den Härtefaktor nach oben und füllt die Gästeliste quasi im Vorbeigehen.
Prominentester Name ist gewiss Scott Vogel von Terror, der in „Who Needs Who“ richtig schön Dampf macht. Der Track rattert in unter einer Minute durch, betont die Hardcore-Wurzeln und schüttelt einen brutalen Breakdown aus dem Ärmel. Ebenfalls am Start ist Connie Sgarbossa von SeeYouSpaceCowboy. Der gemeinsame Song „H84U“ wird mit wachsender Begeisterung zerlegt, wobei Sgarbossas spitze Schreie durch Mark und Bein fahren. „We All Die Anyway“ am anderen Ende des Albums reckt hingegen die Faust in die Luft und lässt zermürbenden Hardcore durchschimmern. Von Hoffnung ist hier herzlich wenig zu hören.
Hingegen sagt sich „Severed Forever“ von toxischen Mustern los und geht in bester Stick To Your Guns-Manier nach vorne. Alles führt zum hymnischen, melodischen Chorus mit Klargesang, erstaunlich nahe dran an Boysetsfire und doch sein komplett eigenes Biest. Der Titelsong „Keep Painting Flowers“ spielt hingegen mit Minimalismus und spielt sich über weite Strecken in reduzierten Gefilden ab. Kaputte, an Post Black Metal erinnernde Klänge zwischendurch sorgen für eine spannende Überraschung. Hingegen schüttelt „Spineless“ die nächste mächtige Hook aus dem Ärmel, beschwört drastische Gesten und stürzt sich kopfüber in den nächsten Breakdown.
Dass hier ein euphorischer, lebensbejahender Wind weht, wenn auch nur für Band-Verhältnisse, hört man rein musikalisch nur selten. Und doch zeigen sich Stick To Your Guns in bestechender Form, schrauben den Härtefaktor endlich wieder nach oben und lassen zugleich die Hooks deutlich stärker knallen. Die sprichwörtliche Mischung macht es in diesem Fall tatsächlich – roh und wütend, melodisch und eingängig, voller Ecken und Kanten zwischendurch, dazu kleinere Experimente und starke Gastbeiträge, die den Sound geschickt erweitern. „Keep Planting Flowers“ zeigt die Herren aus Kalifornien in verdammt guter Form und mit ihrem besten Album seit geraumer Zeit.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 10.01.2025
Erhältlich über: SharpTone Records (Warner Music)
Website: sticktoyourguns.net
Facebook: www.facebook.com/STYGoc
Slider-Pic (c) Sarai Kelley
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