Inner Landscape – 3H33

(c) Jean-Sébastien Mattant
Obwohl es sie bereits seit einigen Jahren gibt, wagen sich Inner Landscape erst jetzt an das Albumformat. Das Quartett aus der französischen Stadt Lyon versteht sich auf drückenden Post Metal, unter anderem von Isis, Sumac und Intronaut inspiriert. In Klonosphere fand man den idealen Partner für den massiven, zerstörerischen und zugleich melancholischen Sound. „3H33“ widmet sich dem sukzessiven Zerfall familiärer Strukturen und Beziehungen.
Die zermürbende Wucht, mit der „The Order Of Things“ nach einem kurzen Intro losrollt, torpediert sämtliche Sinne gleichzeitig. Die eingangs erwähnten Vergleiche sind mehr als verständlich, speziell wenn Julien Gachet seine infernalen, schmerzverzerrten Vocals durch emotionale Untiefen jagt und damit im besten Sinne verstört. Rundherum spielt die Band jedoch mit Post-Metal-Erwartungen und findet immer wieder den nötigen Freiraum für kleine melodische Ansätze, für kurze Verschnaufpausen inmitten monumentaler Frontalattacken. Gerade der beklemmende Mittelteil mit anschließendem Aufbau hat es absolut in sich.
Das vergleichsweise kurze „Unexpressive Fall“ fällt hingegen mit der Tür ins Haus, deutet so etwas wie Groove an und lässt die Gitarre unterkühlte, beklemmende Melodien anstimmen. Sie wirken wie das bedingt ewige Eis von Gletschern, bewegen sich ähnlich behäbig und funkeln doch so unwirklich. Der abschließende Titelsong „3H33“ bemüht hingegen klassischen Post-Rock-Aufbau, lässt die entsprechende Härte nur langsam kommen und langt auf Raten zu. Das bewusste Spiel mit ausgedehnten Leerstellen und Zäsuren, mit dem minutenlangen Verharren in Stasis, bekommt den Franzosen richtig gut.
Trotz seiner Kürze ist „3H33“ ein schwer zu greifendes Album geworden, was wiederum für sich ein Kunststück darstellt. Natürlich hat man die Post-Metal-Weisheit mit überdimensionalen Löffeln gefressen, findet bei aller Vertrautheit und bei allen Parallelen zu etablierten Acts die eigene Nische. Speziell die melancholisch-melodischen Einschübe inmitten des drückenden Dickichts werden mehr und mehr zur Spezialität von Inner Landscape. Gerade für ein erstes Album ist das ganz großes Kino.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 17.05.2024
Erhältlich über: Klonosphere / Season of Mist
Facebook: www.facebook.com/innerlandscapeband
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