Eidola – Eviscerate

| 7. April 2024 | 0 Comments
Eidola

(c) Matthue Cole Jackson

Wenige Bands schaffen es, zugleich so chaotisch und so fokussiert wie Eidola zu klingen. Das Post-Hardcore-Quintett aus Utah um den auch bei Dance Gavin Dance tätigen Andrew Wells liebt das Undurchschaubare und Experimentelle, ohne dabei auf Hooks zu vergessen. Nach den widrigen Umständen rund um den Release von „The Architect“ sollte der Nachfolger mehr denn je den Forschungsdrang der US-Musiker erfüllen, begleitet von Abhandlungen über Glaube, Psychologie, Verlust, Trauer, Hass und Verzweiflung. Das nunmehr fünfte Studioalbum „Eviscerate“ wagt tatsächlich noch viel mehr.

Ein Song wie „No Weapon Formed Shall Prosper“, der zugleich als erste Video-Auskopplung gewählt wurde, bringt den alten, neuen Elan des Quintetts auf den Punkt. Von der ersten Sekunde an geht es in die Vollen, wobei die psychotisch angehauchten Gitarren durch Mark und Bein fahren. Zwischen brutalen Screams und eingängigem Gesang entsteht konstante Spannung, von der nervösen Energie Eidolas selbst im ruhigen Mittelteil getragen. Dass im direkten Anschluss „Who Of You Will Persevere?“ dicke, hymnische Passagen abliefert, die Arme gen Himmel streckt und doch wiederholt heftig zulangt, passt ins Bild.

„Golgotha Compendium: Fifth Temple“ stellt mit seinen sechseinhalb Minuten vor allerlei Herausforderungen und zugleich die konzeptuellen Anwandlungen der Band auf die Probe. Greifbare Zerrissenheit, ruppige Husarenritte und spirituelle Einschübe samt Piano-Begleitung stehen eigentlich im konstanten Widerspruch. Es braucht ein paar Durchläufe, bis sich dieser Track erschließt, nur um dann nicht mehr aus dem Ohr zu gehen. Das krasse Gegenteil heißt „Fistful Of Hornets“ und packt so ziemlich alles, was Eidola ausmacht, in zweieinhalb Minuten. Dass bei allem Chaos samt Blast-Action ein echter Ohrwurm-Chorus an vorderste Front drängt, weiß zu unterhalten. Doch auch die Beateske von „A Bridge Of Iron And Blood“ mit ihrem anspruchsvollen Neo-Prog-Mittelteil will Beachtung finden – eine frische und doch so vertraute Facette.

Es geht tatsächlich noch einen Tacken wahnwitziger und abgedrehter, wie Eidola mit wachsender Begeisterung zeigen. Die 13 Songs ihres neuen Albums sind eng miteinander verwoben, von Intros, Outros und Interludes zusammengehalten, mal etwas kurios und verwirrend, im nächsten Moment – selbst inmitten größter Experimentalität – so klar, so mitreißend und so nachvollziehbar. Der Widerspruch von „Eviscerate“ mutiert zur Kunstform, die laufend mit Post-Hardcore-Erwartungen bricht, überlebensgroße Refrains ausspuckt, nur um kurze Zeit später Brutalo-Core-Action und Djent-artige Stakkato-Attacken auszuspucken. All das braucht natürlich eine ganze Weile, um sich zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Selbstverständlich lohnt es sich, entsprechend Geduld mitzubringen, denn abermals verdreht die Summe der chaotischen einzelnen Teile den Kopf – eine kleine Wundertüte, die man sich liebend gerne erarbeitet.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 12.04.2024
Erhältlich über: Blue Swan Records / Rise Records

Facebook: www.facebook.com/eidolaUT

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Category: Magazin, Reviews

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