The Lunar Effect – Sounds Of Green & Blue

| 6. April 2024 | 0 Comments
The Lunar Effect

(c) Rakkan.com

Mit einem einzigen Album stiegen The Lunar Effect zu neuen Darlings der britischen Psych-, Stoner- und Retro-Rock-Szene auf. „Calm Before The Calm“ gelang 2019 eine Punktlandung mit Vintage-Sound, drückenden Riffs, klassisch-bluesigen Zugeständnissen und ausufernden Space-Einschüben. Für den Nachfolger ist das Quartett bei Svart Records untergekommen, das der gitarrenlastigen Zeitreise die ideale Bühne gewährt. „Sounds Of Green & Blue“ versucht sich an frischen Facetten und hat zugleich das Zeug zum ganz großen Wurf.

Songs wie der erste Vorbote „Pulling Daisies“ zeugt von der Absicht, mehr denn je in Classic-Rock-Gefilde einzutauchen, ohne dabei den Sound des Einstands komplett zu vernachlässigen. Die drückende Schwere dieses Unterfangens, der kraftvolle und losgelöste Gesang, das majestätische Riff und das kathartische Finale bringen zwar Stoner-Rock-Qualitäten ein, verschreiben sich aber ebenso moderneren Blues-Interpreationen. Im eröffnenden „Ocean Queen“ tritt die Rifflastigkeit sogar noch stärker hervor, aber auch das Herz für schweißtreibende Heavyness. Nicht zum letzten Mal stehen Led Zeppelin und somit zu gewissen Teilen automatisch die jüngere musikalische Entwicklung von Greta Van Fleet Pate, wohlgemerkt im besten Sinn, während das Gitarrensolo ebenfalls vertraute Grunge-Ideen einbringt.

Das lässige, leicht verruchte Klavier in „Middle Of The End“ überrascht. The Lunar Effect haben sich aber nicht etwa in einem Jazz-Club niedergelassen, sondern nützen das Piano als Impuls für eine drückende, schweißtreibende Power-Ballade. Auch „On The Story Goes“ trägt unheimlich viel Intensität in sich, eskaliert mit fortlaufender Spieldauer jedoch gekonnt und stürzt sich in ein massives, herrlich den Kopf verdrehendes Finale, das eigentlich die komplette zweite Songhälfte in Anspruch nimmt, bevor ein erstaunlich psychedelischer Abgang folgt. Es geht aber auch kompakter und direkter – siehe und höre das beißende Riffmonster „Flowers For Teeth“, eine eche Energieleistung.

Ob man sich jetzt mehr Classic Rock erwartet hat oder nicht, die musikalische Entwicklung der Briten ist spannend. Mächtige Riffs und dicke Gitarren stehen bei The Lunar Effect weiterhin im Mittelpunkt, werden nun allerdings angenehm anders interpretiert und angelegt. Die geradezu majestätische Schwere dieses Unterfangens trifft auf mehr Blues, auf 60s- und 70s-Ideen, behält sich kleinere Grunge-, Stoner- und Psych-Untertöne bei, und dockt im besten Sinne in retrolastigen Gefilden an. Dass „Sounds Of Green & Blue“ diesen Wandel auf Raten dennoch hochgradig unterhaltsam steuert und nebenher starke Songs aus dem Ärmel schüttelt, spricht absolut für The Lunar Effect. Hier braut sich etwas zusammen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 12.04.2024
Erhältlich über: Svart Records (Membran)

Website: www.thelunareffect.co.uk
Facebook: www.facebook.com/TheLunarEffect

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Category: Magazin, Reviews

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