Bottenhavet – Ljud i tysta rum
Manche Dinge muss man nicht großartig überdenken. Fuzzorama Records entschieden sich, Bottenhavet unter Vertrag zu nehmen, nachdem sie bloß eine halbe Minute ihres Demotapes gehört hatten. Das dürfte ob der packenden musikalischen Qualitäten der nach der zwischen Schweden und Finnland gelegenen Bottensee benannten Band kaum überraschen, schafft es das Trio doch mit seinem Mix aus Stoner, Fuzz, Alternative und Hard Rock sowie schwedischen Texten – wie nur wenige andere – einen Nerv zu treffen. Mit „Ljud i tysta rum“ landet nun das erste Album der Herren aus Stockholm.
Tatsächlich reichen nur wenige Sekunden des Openers „Våg“, um sich in diese Band zu verlieben. Das Dickicht an süffigen Stoner-Riffs, das hohe Tempo und das plötzliche Einsetzen der ruhigen, lieblichen Strophen passen zusammen. Und dann ist da noch diese fantastische, expressive Stimme, die gerne mal in Grunge-Gefilde vordringt, die so viel Gefühl und Dreck in jede Note legt und den aufbrausenden Chorus so richtig beflügelt. Im semi-balladesken „I skuggan“ wird es sogar noch besser. Bottenhavet scheinen kurz in die Kitschfalle zu tappen und berappeln sich doch gar eindrucksvoll. Auch hier ist es die mitreißende Gesangsperformance, die einen eher anonymen Song zu beflügeln weiß.
Dass im direkten Anschluss mit dem großen Finale „Hennes liv“ einer der besten Tracks des Albums folgt, passt selbstverständlich ins Bild. Bottenhavet machen ordentlich Druck und lassen zugleich Mut zur Lücke erkennen. Kleine Leerstellen im Songaufbau, die ausschließlich Schlagzeug und Bass gehören, tun verdammt gut, bevor der angenehm schwerfällige Schlussakt langsam anrollt. Wieder ein paar Türen weiter lässt „Bränn broar“ erst ein mächtiges Drum-Roll erkennen, bevor eines der deutlichsten Stoner-Fuzz-Bekenntnisse der ganzen Platte folgt. Heavyness galore, süffige Riffwände und eingängige Schwerfälligkeit geben sich die Klinke in die Hand.
Zwischen schierer Wucht, mächtigem Rock, viel Gefühl und dicken Riffwänden finden Bottenhavet ihren ganz eigenen Ansatz, der klassischen Stoner Rock mit 90s-Alternative- und -Grunge-Klängen vermischt, etwas klassischen Rock und – natürlich – ordentlich Fuzz verbindet, und zudem eine der besten neuen Stimmen der letzten Jahre den nötigen Freiraum gewährt. „Ljud i tysta rum“ gestaltet sich im besten Sinne ungewöhnlich und ist gerade deswegen so mächtig, so unterhaltsam. Man muss sich erst einmal reinhören ob der spezielle Präsentation und der schwedischen Texte, doch entlohnen Bottenhavet offene Ohren mit diesem Statement von einem ersten Album gar fürstlich.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 12.04.2024
Erhältlich über: Fuzzorama Records (Bertus)
Facebook: www.facebook.com/BottenhavetBand
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