Vertilizar – Leave It All Behind
Eine der heißesten heimischen Rock- und Metal-Aktien legt ihr erstes Album vor: Vertilizar sollte man auch jenseits etwaiger oberösterreichischer Grenzen kennen. Zwei EPs und mehrere Singles veröffentlichte das Quartett bislang, zudem kennt man Sänger Oliver Zinhobl unter anderem von seiner Teilnahme an ‚The Voice of Germany‘, wo er das bandeigene Cover von Amy Macdonalds „This Is The Life“ präsentierte. „Leave It All Behind“ schafft es tatsächlich, sämtliche Erwartungen zu bestätigen, und bedient sich damit einem letztlich doch nur oberflächlich altbackenen Sound.
Musikalisch bewegen sich Vertilizar irgendwo zwischen Alternative Rock und Metal sowie Post-Grunge – eine Richtung, die gerade in Nordamerika rund um den Jahrtausendwechsel angesagt war und aktuell ein kleines Revival feiert. Was jedoch schnell deutlich wird: Obwohl sich manch eine Parallele zu Acts wie Breaking Benjamin, Three Days Grace, stellenweise sogar etwas späteren KoRn erkennen lässt, zieht das Quartett seinen eigenen Stiefel durch. Die bleierne Schwere von „Weight Of Sorrow“ bemüht düstere Alternative-Klänge, die vor 20 bis 25 Jahren ebenfalls salonfähig gewesen wären, punkten durch intensive Stimmung, schiere Heavyness und – natürlich – Zinhobls kraftvolle Stimme, die nicht loslässt.
Freilich geht es auch deutlich lauter und ruppiger. Vertilizar haben ein Herz für beißende Wut, wie das Nu-affine „Enjoy Your Suffer“ unter Beweis stellt. Drückender Basslauf, im besten Sinne entrückte Gesangsperformance und ein ordentlicher Kinnhaken im Schlussakt machen Laune. „Dust And Shade“ häutet sich auf Raten, legt nervöse Energie frei und verbindet Wucht mit Melodie – knackig, direkt, genial. Die eröffnende Hymne „W.A.T.B.Y“ ringt mit der eigenen Schwere und wirft mit bleiernen Gewichten um sich, während die Lyrics Hoffnung machen und Solidarität stiften, massiver Breakdown inklusive.
Vor allem aber punktet „Leave It All Behind“ durch seine Geschlossenheit. Gut 40 Minuten wie aus einem Guss, ohne Schwachstelle, mit rotem Faden und zugleich ordentlich Abwechslung geben sich die imaginäre Klinke in die Hand. Vertilizar sind als Songwriter hörbar weiter gereift, ziehen mehr und mehr ihren eigenen Stiefel durch und finden ein gesundes Mittelmaß aus dröhnender, riffstarker Heavyness, dicken Melodien und derben Nackenschlägen zwischendurch. Der Einstand der Oberösterreicher auf Albumlänge hält, was die Vorboten versprachen, und sollte einen neuen Stern am heimischen Rock- und Metal-Himmel endgültig aufgehen lassen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 09.02.2024
Erhältlich über: Preiser Records (Warner Music)
Website: www.vertilizar.com
Facebook: www.facebook.com/vertilizar
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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