Ponte Del Diavolo – Fire Blades From The Tomb

| 12. Februar 2024 | 0 Comments
Ponte Del Diavolo

(c) Cristina Ferrero

Eine Jam-Session von fünf Musiker*innen im italienischen Turin brachte eines der interessantesten Düster-Phänomene der letzten Jahre hervor. Mit ihren EPs und Singles sorgen Ponte Del Diavolo seit 2020 für Underground-Aufsehen, schlagen die Brücke zwischen Doom und Black Metal, begleitet von einer verführerischen Stimme mit Wave- und Occult-Rock-Einflüssen. Von Widersprüchen und Beklemmung umgeben und angefeuert, landet nun das erste komplette Album „Fire Blades From The Tomb“.

Die chaotische, ruppige Explosion des eröffnenden „Demone“ macht schnell klar, aus welcher Richtung der süßlich-faulige Wind weht. Hohes Tempo und rohe Black-Metal-Ästhetik kollidieren mit dem zunächst schemenhaften, später einnehmenden Gesang von Erba Del Diavolo. Während sie ihre Zeilen in den brachialen Passagen geradezu herauspresst, lassen die elegischen Doom-Parts Raum für angenehm verstörende Eingängigkeit, einer mörderischen Sirene gleich. Im wütenden Sprint von „Nocturnal Veil“ tauchen sogar brachiale Growls auf, kurz und doch so heftig, während das Arrangement zunächst eine Klippe runtertorkelt und schließlich mit bizarren Blasintrumenten überrascht – Darkjazz trifft Doom trifft Black Metal.

Eine weitere Besonderheit von Ponte Del Diavolo ist der Einsatz von gleich zwei Bassgitarren für mehr Wucht, mehr Tiefe, mehr Heavyness. Exakt das kommt im wütenden, schroffen „Covenant“ durch, das seine Kraft überwiegend aus dem Midtempo bezieht und verstörende Visionen mit bleierner Schwere vorträgt. Das ellenlange, epische „La Razza“ häutet sich wiederholt und sucht nach Erlösung mitten im Chaos, abgefuckt und hymnisch zugleich. Wiederholt wechselndes Tempo, plötzliche Explosionen und unbequeme Süße finden zusammen. Wenn schließlich „The Weeping Song“ vermehrt auf Reduktion setzt und mit Messa-tauglichen Wave-Untertönen überrascht, ist alles eitel.

Verstörend und doch so anziehend, mit diesem Widerspruch etablieren sich Ponte Del Diavolo binnen Sekunden als echte Größen des puren Wahnsinns. Erstaunliche Wucht und rasende Attacken kollidieren mit wuchtiger Schwere, puristischer Aussichtslosigkeit und packenden Melodien, die gerne mal aus dem Nichts an die Oberfläche schießen. „Fire Blades From The Tomb“ ist eine kuriose wie einnehmende Angelegenheit geworden, explosiv und emotional zerstörerisch, riesengroß und doch – selbst in wütendsten Momenten – auf schwer zu erklärende Weise intim. Die Italiener*innen landen mit ihrem Erstling einen mächtigen, hochgradig faszinierenden Volltreffer.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 16.02.2024
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/PontedelDiavolo

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Category: Magazin, Reviews

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