Sâver – From Ember And Rust
Ihr letztes Album mag zwar mittlerweile viereinhalb Jahre auf dem Buckel haben, doch untätig waren Sâver seither nicht. Nach Split-Platten mit Psychonaut und Frødekal erscheint dennoch nun ‚erst‘ ihre zweite reguläre Platte. Und die schickt sich an, den Mix aus Sludge, Doom, Post Metal und etwas Elektronik weiter auf die Spitze zu treiben. Während man vor der finsteren Realität flüchtete und in Science-Fiction-Gefilden landete, wurde der Grundstein für eine kleine, aber feine Häutung gelegt. „From Ember And Rust“ geht den bereits vertrauten Weg noch kompromissloser weiter.
Und das gelingt gar fantastisch, wie „Primal One“ bereits vorab zeigte. Dabei scheint sich das Trio zunächst in absolutem Kargland zu verlieren, kommt gefühlt nicht so recht in die Gänge und ringt mit der eigenen Schwerfälligkeit. Der Eindruck täuscht jedoch und legt den Grundstein für gekonnt gesetzte Irrungen und Wirrungen mit schüchternem Klargesang. Man will sich nicht so recht aus der Reserve locken lassen und lässt sich treiben. Das fasziniert und ist keinesfalls „Formless“. Im Opener machen die Norweger ordentlich Druck und lassen das Sludge-Doom-Gebälk erzittern, kämpfen mit massiven Gitarrenwänden und zähen Existenzängsten. Auch das klappt prima.
Wenn dann, wie beispielsweise im Quasi-Titelsong „Ember & Rust“, Klargesang durchbricht, dann nimmt er erstaunlich spirituelle Dimensionen an, gibt sich anderweltlich und unnahbar, speziell wenn klaustrophobe Melodien und zermürbende Schleifen rundherum das Anti-Tempo vorgeben. „The Object“ intensiviert diesen Eindruck in seinen acht Minuten, die einfach nur zermürben wollen. Wenn aus gefühlter Endlos-Statik wütende, schmerzerfüllte Schreie brechen, zerlegt sich das Nervenkostüm automatisch. Selbst für ein angedeutetes Gitarrensolo im Zeitlupentempo bleibt Platz. Wohin es führen soll, bleibt offen.
Letztlich bleibt ebenso offen, was Sâver wirklich vorhaben, doch liegt gerade darin ein gewisser Reiz. „From Ember And Rust“ bricht den Sound des Trios weiter auf und lebt von drückenden, teilweise monumentalen Gegensätzen, die zwar einerseits die feine Klinge noch stärker, noch prägnanter einsetzen, andererseits jedoch mit der eigenen Fragilität inmitten der Doom-Sludge-Husarenritte ringen. Experimentelle Ansätze variieren das Tempo, propagieren Schmerzen und suchen nach einem Ausweg in einem Dickicht der Emotionen, das selbst mit dem Post-Metal-Label nicht annähernd umrissen werden kann. Ein schwieriges, zugleich zugänglicheres und letztlich doch subtil kaputtes Werk unterstreicht das Können dieser besonderen Band.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 10.11.2023
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/saveroslo
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