Rile – Pessimist

| 23. Oktober 2023 | 0 Comments
Rile

(c) Rile

Vorsichtig, zerstörerisch: In und rund um Salt Lake City konnten sich Rile binnen kürzester Zeit einen Namen machen. Das Quartett um Mitglieder von Cult Leader überzeugte mit kraftvollen, energiegeladenen Live-Performances, ihre ersten beiden Songs wurden u. a. von Szene-Ikone Kurt Ballou (Converge) gemischt. Der Sound seiner Band ist eine von mehreren Referenzen für diesen drückenden Mix aus Hardcore und Metal – mal tiefschwarz und verkrustet, dann punkig und voller Atmosphäre. Bei Church Road Records landet nun der Erstling „Pessimist“.

Der abschließende Titeltrack bringt den gekonnt abgefuckten Wahnsinn der US-Band auf den Punkt. Crust-Lastigkeit, etwas Blackened Hardcore, martialische Start-Stopp-Attacken, dazu feinste Zäsuren – die Mischung zehrt im angenehmsten Sinne an den Nerven, dreht komplett am Rad und ballert mit wachsender Begeisterung durch die Szenerie. Mit fortlaufender Spieldauer scheint sich das Geschehen zwar zu ordnen, dafür versickert „Pessimist“ jedoch in Noise-Schleifen – bis zum bitteren, endlos ausgedehnten, komplett durchgeknallen Ende mit schmerzvollem Fade.

Ein weiteres Herzstück ist „Stone Tapes“, das in siebeneinhalb Minuten eine andere Seite Riles zeigt. Meditatives Midtempo und Klargesang spielen mit Post-Hardcore, mit metallischen Experimenten, zwischen Gaze und Post gefangen. Deswegen wird das Quartett aber noch lange nicht radiofreundlich: „Dead End“ liebt das Chaos, dringt immer wieder in Math-Bereiche vor und zerlegt alles, was sich in den Weg stellt. Ein „Hidden From The Light“ kann zwar auch Atmosphäre, bloß siedeln sich derbe Midtempo-Nackenschläge rund um das bewusst schwerfällige Arrangement an.

Was Rile hier auf Albumlänge fabrizieren, zermürbt ganz schön, sollte aber unter anderem Fans der viel zu früh aufgelösten Trap Them begeistern. „Pessimist“ schickt sich an, verschiedenste Hardcore-Fringe-Genres mitzunehmen und mit unfassbarer Energie zu verbinden. Die stete Abgründigkeit des Seins macht Laune, der überraschend melodische Einschub zwischendurch lässt die Augenbrauen hochgehen. Rein musikalisch haben die Amerikaner die Qualität, alles niederzureißen, Wohlgefinden zu stiften, oder aber auf nahezu progressive Weise zu verwirren. Wohin auch immer die Reise gehen mag, in dieser Form bleibt man gerne am Ball.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 27.10.2023
Erhältlich über: Church Road Records

Facebook: www.facebook.com/rilemusic

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Category: Magazin, Reviews

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