Lo! – The Gleaners
Geht das schon als Comeback durch? Sie mögen ihren Studio-Output reduziert haben, doch so ganz waren Lo! nie weg. Ja, seit „Vestigial“ sind fünfeinhalb Jahre vergangen, doch schraubten die Australier weiterhin fleißig an ihrer tiefschwarzen, zermürbenden Sludge-Interpretation. Die Suchen nach Freiheit und Wahrheit, fernab von Verschwörungstheorien, begleitet das neue Werk „The Gleaners“, das sich mehr denn je in menschliche Abgründe hinabwagt.
Wie kaputt es dort aussieht, illustriert der Titelsong gar hervorragend. „The Gleaners“ nimmt sich für seinen Abstieg stolze acht Minuten Zeit, sucht Wunden und legt mehrere Finger mit atemberaubender Präzision in selbige. Zwischen frontalen, fast schon doomigen Attacken und meditativen bis suchenden Zwischenspielen ist das Epos von nervöser Energie begleitet. „Mammons Horn“ fällt nur geringfügig kürzer aus, baut dafür von Anfang an mächtige, nahezu undurchdringliche Wände auf. Zwischen schrubbenden Passagen, wo Schlagzeug und Bass alleine sind, brachialen Sludgecore-Attacken und verstörendem Klargesang, der zum Ende hin fast schon engelsgleich klingt, hat diese Monstrosität alles.
Natürlich langen auch die kurzen, frontalen Attacken gewohnt zu. Nach dem kurzen „Our Fouling Larder“, mit seinen eineinhalb Minuten irgendwo zwischen Intro und Mini-Nackenschlag angesiedelt, geht „Salting The Earth“ sogleich in die Vollen, zeigt den Mittelfinger und lässt den Blackened Sludgecore mit chaotischer Heftigkeit durchrumpeln. Heisere Screams, wütende Gitarren und hohes Tempo nehmen keine Gefangenen. Das scheint anfangs auch für „Deafening Bleats Of Apathy“ zu gelten, doch dann, schließlich, breiten sich mehrere Zäsuren mit ominöser Ruhe und etwas Gesang aus. Der Track wogt hin und her, reitet auf dem Pulverfass und bringt das Schaffen von Lo! in 192 Sekunden auf den schäumenden Punkt.
Präzise und konzentriert bauen die Australier ihren wüsten, rasenden Sound weiter aus und bemühen mehr Extreme denn je. Das wütende, rasante Rumpeln bleibt erhalten, wenn Lo! den Turbo einlegen und alles zerlegen, doch bleibt das letztlich „nur“ eine Zutat von vielen, eine sympathische Begleiterscheinung in einem Meer an Chaos. Mehr Doom, mehr zähe Energie, mehr Blackened-Chaos, aber auch ein feiner Silberstreif am Horizont begleiten „The Gleaners“, mit dem sich das Quartett auf einem verdammt hohen, angenehm zermürbenden Niveau einpendelt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.04.2023
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Website: lookandbehold.net
Facebook: www.facebook.com/lookandbehold
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