Agnes Vein – Deathcall
Einmal mehr entsteigen Agnes Vein dem griechischen Metal-Underground. Klammert man eine kleine Split-Platte aus, so liegt das letzte reguläre Album tatsächlich mehr als acht Jahre zurück. Das Trio nutzte die Zeit, um ausgiebig zu touren – unter anderem mit Neurosis und Mantar – und an neuem Material zu schreiben, das den hohen Ansprüchen an ihren Blackened-Doom-Sound mit Sludge-Einschlag genügt. „Deathcall“ gelingt dies mit gewohntem Nachdruck.
Alleine für die schiere Urgewalt von „Vultures Hymn (Praise Bounteous)“ hat sich die Wartezeit doppelt und dreifach gelohnt. Der beklemmende Blackened-Doom-Hybrid klingt zugleich desolat und animierend. Bleierne Schwere legt sich über das weite Land, begleitet von einer gewissen Erhabenheit in Riff und Gesang, die stellenweise gewisse Parallelen zu Primordial zulässt. Im Fast-Pagan-Sludge entstehen eindrucksvolle emotionale Momente, die sich wie ein erschlagender Teppich über die Gefühlskälte legen. Wütende Growls fahren zwischendurch in den knisternden Frost, der überwiegend instrumentale Schlussakt wirkt fast schon monumental.
„The Golgotha Entanglement“ ist ein weiterer begeisternder Monolith. Für den Schlussakt ihres neuen Albums nehmen sich die Griechen knapp elf Minuten Zeit und lassen wunderbare Parallelen zu Celtic Frost erkennen. Zwischen spiritueller Grenzerfahrung und dicksten Wänden der Zerstörung entsteht ein wunderbar entfremdeter Monolith, der das Doom-Maximum ausreizt und nach neuen Möglichkeiten der Erschütterung sucht. Das zähe Finale, das nahe der Neun-Minuten-Marke loslegt, fährt mit seiner gutturalen Energie immer und immer wieder durch Mark und Bein.
„Deathcall“ macht den Namen zum Programm, verbreitet puren Fatalismus in unbekömmlichen Portionen. Das sollte eigentlich nicht so prima klappen, geht allerdings exzellent auf. Durch konstantes Unwohlsein erzeugen Agnes Vein maximalen Effekt, verbeißen sich in Zeitlupe und laufen durch pure Intensität weit geöffnete Türen ein. Gerade der schwarzmetallische Schmutz, der laufend in Sludge-Anwandlungen aufgeht, ist immer wieder aufs Neue ein Erlebnis. Mit diesem etwas anderen Doom-Ansatz landen Agnes Vein den nächsten Treffer.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 17.12.2021
Erhältlich über: Venerate Industries
Facebook: www.facebook.com/agnesveinband
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